Steckbrief Mädewitz, Juni 2017

Mädewitz

Steckbriefe von Dörfern im Oderbruch IV
Von Udo Schagen

In einer Initiative der Gemeinde Oderaue für Hinweisschilder mit kurzen Ortsporträts zur Information von Besuchern (und sicher auch von Bewohnern) schrieb Udo Schagen unter Mitwirkung von Ortsvorstehern und interessierten Bürgern im Jahr 2016 kleine Steckbriefe, die wir hier nach und nach veröffentlichen. Damit einher geht die freundliche Bitte an Menschen im ganzen Oderbruch, ebenfalls kurze Beschreibungen ihrer Dörfer zu schreiben. Wir veröffentlichen sie gern!

Mädewitz bildet den westlichsten Ortsteil der Gemeinde Oderaue, nur wenige Kilometer nordöstlich der Stadt Wriezen. Siedlungsspuren finden sich hier bereits aus dem 11. Jhdt. Das als slawischer (wendischer) Rundling angelegte Altdorf Medewitz war über Jahrhunderte von 19 Familien bewohnt, die sich im über viele Monate des Jahres regelmäßig von den Oderwassern umspülten Dorf hauptsächlich vom Fischfang ernährten. Auf ihren Kähnen brachten sie ihren Fang auf die benachbarten Fischmärkte von Wriezen, von wo die eingesalzenen Fische weit über Europa bis nach Italien verkauft werden konnten. 1612 brannte das Dorf bis auf zwei alte Wendenhäuser ab. Im Gegensatz zu den meisten Brandenburgischen Siedlungen, die im 30jährigen Krieg in der ersten Hälfte des 17. Jh. teilweise gänzlich verwüstet wurden oder bis zu 80% ihrer Bevölkerung verloren, nahmen die hiesigen Einwohner nur wenig Schaden. Mit der Trockenlegung des Oderbruchs fand eine Neuvermessung der nun erst, durch das Ausbleiben der bis dahin zweimal jährlich eintretenden Überschwemmungen, für die Landwirtschaft nutzbaren Flächen statt. Jede Familie erhielt zu ihren 10 Morgen Eigentum noch einmal 64 Morgen dazu. Aus Fischern wurden Bauern.

Neben den neuen Bauernfamilien werden für Altmädewitz ein Schulmeister, ein Hirte und ein Nachtwächter im Dorf erwähnt, ab 1764 auch ein Dorfkrug, später eine Schmiede und 1805 an der Chaussee nach Altreetz ein Schulhaus. Richtung Altwriezen stand die Mühle der Familie Jänicke. Mitten auf dem Dorfplatz entstand 1837 der Kirchenneubau. Da staatliche Unterstützung trotz mehrfacher Anträge ausblieb, wurde der Bau auf Beschluss der Dorfbewohner ganz aus eigenen Mitteln finanziert – und sogar in der teureren Version nicht als Fachwerk- sondern als Massivbau. Dafür musste der Turm von geringerer Höhe bleiben. Alles war aber innerhalb weniger Monate fertiggestellt. Allerdings kam es bei der großen Überschwemmung 1839, als das Wasser bis in Höhe der Kirchenbänke stand, zu ersten Schäden. Heute kümmert sich der Förderverein Kirche und Dorf Mädewitz e.V. um den Erhalt der Kirche. 1892 erhielt der Ort einen eigenen Bahnanschluss, am 1.2.1982 fuhr der letzte Zug. 1999 wurde die Strecke rückgebaut und der Bahndamm nahm den Radweg zur Oder auf.

1953 erfolgte die Gründung der LPG „Neues Deutschland“.

Im neugegründeten Straßendorf Neumädewitz auf der südlich anschließenden Gemarkung siedelten 38 Kolonistenfamilien aus polnischen Gebieten, aus Württemberg und der Pfalz. Die 1745 errichtete Fachwerkkirche aus Holz und Lehm sowie das daneben stehende Küster- und Lehrerhaus wurden im April 1945 zerstört. Aus den Trümmern entstand ein Rodelberg. In der ehemaligen Schule – erbaut 1863 – befindet sich heute das Gemeindehaus.

1755/56 wurde auf dem großen Winkel der Alt-Kietzer Feldmark diesseits der Alten Oder Neukietz als Kolonistendorf gebaut. Die 1756 errichtete Windmühle wurde über Jahrzehnte betrieben und im April 1945 auf Befehl der Wehrmacht gesprengt.

1974 wurden die drei Dörfer zusammengelegt zu und bilden jetzt als Mädewitz einen Ortsteil Oderaues.

Derzeit bestehende Unternehmen: Landwirte Hans Joachim Schulz, Manfred Karau; Elektriker Lothar Petersdorf; Gas, Wasser, Heizung Ingolf Schulz; Erdbau, Abbruch, Transporte Manfred Langer; Baubetrieb Frank Helmdach; Holzschmiede Sabine und Peter Rossa; Kosmetik & Fußpflege Nancy Langer; Ferienwohnung „Das Schwalbennest“ Andreas Scholz.

1860 wies Mädewitz 314 Einwohner auf, heute sind es noch 255.

Blick auf den Altmädewitzer Dorfrundling mit seiner Kirche.
Blick auf den Altmädewitzer Dorfrundling mit seiner Kirche.

 

Zwischen den Mädewitzer Dörfern ist die Straße schmal, weshalb sich die Ortsvorsteherin dringend einen Radweg wünscht. Man kann sich gut vorstellen, wie die eng beieinander liegenden Dörfer in früheren Zeiten durch kaum befestigte Wege miteinander verbunden waren.
Zwischen den Mädewitzer Dörfern ist die Straße schmal, weshalb sich die Ortsvorsteherin dringend einen Radweg wünscht. Man kann sich gut vorstellen, wie die eng beieinander liegenden Dörfer in früheren Zeiten durch kaum befestigte Wege miteinander verbunden waren.

Aufgegebene Kate in der Feldflur bei Mädewitz.
Aufgegebene Kate in der Feldflur bei Mädewitz.