Landschaftskunde für das Oderbruch. Ein Arbeitsstand.

Landschaftskunde für das Oderbruch.

Präsentiert an der Grundschule Altreetz am 21.12.2011

Umweltbildung, Heimatkunde, Bildung für nachhaltige Entwicklung – lässt sich die Landschaftskunde in diesen Reigen einreihen?
Stärker noch als in der klassischen Umweltbildung sind Überschneidungen vor allem mit der Heimatkunde erkennbar, die in der DDR Teil des Unterrichts der Klassen 1-4 war, aber auch Wurzeln in der Vorkriegszeit hat. Trotzdem betrachten wir Landschaftskunde als neuen Weg für Kinder und Erwachsene, den eigenen Lebensraum zu erschließen. Die Besonderheiten und Zusammenhänge – der eigenen Landschaft werden nicht nur gezeigt und erfahrbar gemacht, sondern im Hinblick auf eine langfristige Auseinandersetzung als Gestaltungsaufgaben entwickelt. Dadurch ergeben sich die Schnittmengen zur Bildung für nachhaltige Entwicklung. Nicht allein das Herunterdrehen der Heizung als Teil eines Klimaprojektes, sondern weiterführende Betrachtungen, in denen die Bedeutung der Energiewende für die eigene Landschaft eine Rolle spielen sollte, machen die Landschaftskunde aus.

Vieles von dem, was unsere Landschaften zu bieten haben, was über sie erzählt und erfahren werden kann, wird nicht oder unzureichend genutzt. Die Landschaft ist nicht nur ein vernachlässigter Bildungsgegenstand, sie ist auch ein ideales Medium, in dem viele Inhalte des Fachunterrichts besser vermittelt werden können, weil man die tägliche Erfahrung der Kinder und ihr daran entwickeltes Vorstellungsvermögen nutzen kann.

Landschaftskunde für das Oderbruch.
Geschichten über die Landschaft hören und selber schreiben. Landschaftskunde zeigt unterschiedliche Perspektiven, aus denen das Oderbruch betrachtet werden kann.
Landschaftskunde für das Oderbruch.
Das Thema Landschaft verknüpft Unterrichtsinhalte fächerübergreifen. Es fällt den Kindern leicht eigene Erfahrungen und Wissen einzubringen.

 

 

Die politische und ökonomische Entwicklung der letzten  Jahrzehnte führt zu einer immer schwächeren Fokussierung konkreter Räume im öffentlichen Bewusstsein. Parallel dazu werden sich die Landschaften durch die heutigen Landnutzungen ähnlicher. Die Eigenarten der Landschaften schwinden in gleichem Maße, in dem auch das Bewusstsein der Eigenart jeder einzelnen Landschaft verblasst.

Ein Umkehrschluss zeigt sich in den Untersuchungen von Anne Kulozik in Shetland. Demnach spiegeln sich die Bemühungen um das Weiterführen von Traditionen in einer sehr differenzierten Wahrnehmung der Landschaft durch Kinder und Erwachsene wider. Traditionelle Bauweisen, der spezielle Dialekt mit Einflüssen der Wikinger, die Landwirtschaft und Fischerei, sowie die Handarbeitskunst, das spezielle kulturelle Angebot, das Touristen, Einheimische und Hinzugezogene gleichermaßen nutzen, zeigen die Anpassung an die Landschaft, aber auch ihre Gestaltung – beides wirkt sich auf Fragen des heutigen Umgangs mit der Heimat aus.

Die Sommerschule vom Mai 2011, in der durch Studenten eine ähnliche Arbeitsweise als Vorstudie erstmals im deutschen Raum erprobt wurde, zeigte, dass dieser Ansatz Aussichten auf Erfolg auch unter hiesigen Bedingungen hat.

Landschaftskunde für das Oderbruch.  Landschaftskunde für das Oderbruch.  Landschaftskunde für das Oderbruch.  Landschaftskunde für das Oderbruch.
 
Landschaftseindrücke aus Shetland: Shetlandponies wurden früher zum Transport genutzt. Die Kinder malten zahlreiche Elemente auf das Landschaftspuzzle, sie sind sich der Eigenartigkeit der Inseln bewusst. Ein „Standing Stone“, ein Hinkelstein zeugt von der Besiedlung durch die Wikinger. Nirgends in Shetland ist man mehr als fünf Kilomenter vom Meer entfernt – Shetland hat eine besonders lange Küstenlinie.

 

Das Bildungsprojekt

Diese Erkenntnisse kamen in einem Projekt mit dem Kreis–Kinder– und Jugendring Ende 2011 zum Einsatz.

In Kooperation mit den Grundschulen Neuenhagen, Altreetz und Neutrebbin konnten somit Bausteine entwickelt werden,  in denen bewährte Unterrichtsideen mit neuen Inhalten und Arbeitsweisen verknüpft und auf landschaftsrelevante Themen ausgerichtet wurden.

Gemeinsam den Blick aufs Oderbruch lenken: Partizipation der Grundschulen

Arbeitsgrundlage bot die Zusammenarbeit aller (großen und kleinen) Beteiligten bei Vorgesprächen, bei der Erprobung von Unterrichtsstunden und in auswertenden Gesprächen. Sie bereicherte das Projekt in jeder Hinsicht. Mit den Erfahrungen der Lehrer und Schüler konnten die Bausteine als gemeinsame anspruchsvolle Produkte in Form einer didaktischen Handreichung und eines Landschaftskoffers vorgelegt  werden. (Ausgewählte Bausteine können unten als PDF-Datei heruntergeladen werden.)

Erprobt im Unterricht und sorgfältig dokumentiert können diese Bausteine das landschaftskundliche Bildungsprofil der Schulen stärken. Unsere Partnerschulen jedenfalls äußerten ihr Interesse, weiterhin mit den Materialien zu arbeiten und dafür regelmäßige Landschaftstage einzurichten.

Landschaftskunde für das Oderbruch.

Landschaftskunde für das Oderbruch.

 

In der Zusammenarbeit mit den Kindern wurde deutlich, dass der Begriff „Landschaft“ zwar nicht zum alltäglichen Sprachgebrauch der Kinder gehört, dass ihre ersten Ideen jedoch Teil dessen sind, was an dem Begriff wichtig ist: Nicht die einzelnen Flächen, nicht der Wald oder das Haus ist Landschaft, nein! Landschaft wird erst erkennbar, wenn alle Teile aneinandergesetzt sind – erst dann ergeben sie ein Bild.

Diese Erkenntnis eröffnet Kindern und Erwachsenen die Möglichkeit, Wissen neu zu ordnen. Die Kinder realisieren, dass plötzlich Verbindungen zwischen Erlebtem, Gelerntem, Erzähltem und Gelesenem entstehen, sodass es ihnen auch bei den durchgeführten „Landschaftstagen“ nicht schwer fiel, eigene Ideen zu entwickeln. Viele Situationen zeigten, dass komplexere Inhalte über das Thema „Landschaft“ am konkreten Beispiel sehr gut aufgenommen und übertragen werden konnten.

Landschaftskunde für das Oderbruch.
Landschaftskunde für das Oderbruch.
 

 

Landschaftskunde kann in verschiedenen Fächern praktiziert werden. Begründet ist dies in der Vielschichtigkeit der Themen, die sich aus einem Landschaftsbezug erschließen lassen. Letztlich obliegt es den Lehrern, diese Verbindung auch auszuführen, in den Lehrplänen werden sie nur selten dazu angehalten. Die Hilfestellung, die die Lehrpläne bieten, ist gemessen an der Komplexität einer bestimmten Landschaft und Heimat, viel zu unkonkret gefasst. Die Lehrer sind diesbezüglich also auf sich gestellt.

Landschaftskunde für das Oderbruch.

Es sollten deshalb alle Lehrer dazu ermutigt werden, sich ihrer besonderen Landschaft weiterhin über jene Themen zu nähern, die sie bereits für Ihren Unterricht erprobt und weiterentwickelt haben. Um darüber hinaus Zugänge zur Landschaft zu schaffen, ist es unerlässlich, sich – auch durch das Gespräch mit anderen Bewohnern – auf neue Ideen einzulassen.

Nutzen Sie gerne unsere Unterrichtsbausteine als Anregung für Ihren Unterricht!
Wir freuen uns darüber, immer wieder mit interessierten Schulen arbeiten zu können, mit denen wir unsere Idee der Landschaftskunde gemeinsam weiterentwickeln. Auch für landschaftspolitische Bildung an weiterführenden Schulen werden wir uns stark machen, denn nach landschaftskundlichen Übungen gilt es, die Jugendlichen auf komplexere Fragestellungen vorzubereiten. Auch auf diesem Feld ist es dringend erforderlich gemeinsam mit praktischen Einrichtungen Bausteine zu entwickeln.


Landschaftskunde für das Oderbruch.

Bausteine für Landschaftskunde in Grundschulen

Einführungsstunde „Landschaft Oderbruch“

Die Einführungsstunde vermittelt den Begriff ,Landschaft‘ und erläutert diesen anhand der Grundelemente des Oderbruchs. Auch kleine Landschaftsdetails werden genannt und miteinander in Beziehung gesetzt, wodurch die Wahrnehmung des Oderbruchs aus verschiedenen Perspektiven heraus gestärkt wird. Die Definition von Landschaft kann auch zur Vorbereitung anderer Unterrichtsstunden herangezogen werden.

Download: Baustein Einführungsstunde „Landschaft Oderbruch“

Landschaftskunde für das Oderbruch.
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Sachkunde – Entstehung und Kolonisierung des Oderbruchs

Die Unterrichtsstunde zielt auf ein Verständnis der besonderen Topografie des Oderbruchs, der maßgeblichen Eingriffe durch Eindeichung und Bau des Neuen Oderkanals sowie der sich daran anschließenden friderizianischen Kolonisierung.

Nach und nach bauen die Kinder das Oderbruch als Modell, sodass sie Veränderungen im Laufe der Zeit nachempfinden können.

Download: Baustein Sachkundeunterricht

 
 

Deutsch – Rollenspiel mit Landschaftsteilen

Ziel dieser Unterrichtseinheit ist es, mit den Kindern ein kleines Theaterstück zu erarbeiten, in dem die aus dem Landschaftspuzzle bekannten Landschaftselemente die tragenden Rollen spielen. Die Kinder versuchen spielerisch nachzuempfinden, was das Besondere der Elemente ist und entwickeln die Texte, mit denen sie ihre Rolle darstellen, selber.

Download: Baustein Deutschunterricht 1

Landschaftskunde für das Oderbruch.
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Deutsch – Geschichten zum Oderbruch

Ziel dieser Unterrichtseinheit ist es, die Kinder über ein gemeinsames Schreibprojekt zur sprachlichen Auseinandersetzung mit den Grundelementen ihrer Landschaft anzuregen und ihr Ausdrucksvermögen zu schulen.

Download: Baustein Deutschunterricht 2

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Die Kinder setzen sich phantasievoll mit Geschichten zum Oderbruch auseinander. Sie erzählen aus der eigenen Perspektive oder nutzen Phantasiefiguren, und reisen durch die Zeit.

 


 

Kunst – Landschaftspuzzle: Was gehört ins Oderbruch?

Durch die zeichnerische Gestaltung der einzelnen Teile des Landschaftspuzzles werden rundlegende künstlerische Techniken geübt und die Fähigkeit gefördert, die eigene Landschaft in der Auseinandersetzung mit ihren jeweils charakteristischen Bestandteilen zu betrachten.

Dies dient dem Verständnis von Zusammenhängen und stiftet eine ordnende Struktur für die Raumwahrnehmung der Kinder.

Download: Baustein Kunstunterricht

Landschaftskunde für das Oderbruch.

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Landschaftskunde für das Oderbruch.
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Englisch – Englischunterricht mit Landschaftsbezug

Die folgenden Arbeitsweisen entsprechen im Wesentlichen dem, was ohnehin im Fremdsprachenunterricht praktiziert wird, nur mit dem Unterschied, dass gezielt eine Beziehung zu einem Landschaftsraum hergestellt wird.

 

Landschaftskunde für das Oderbruch.
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