P. Herbert: Dactylosternum abdominale (FABRICIUS, 1792) erstmals in Brandenburg nachgewiesen

Dactylosternum abdominale

Peter Herbert

Summary
Dactylosternum abdominale (FABRICIUS, 1792) recorded for the first time in Brandenburg. The first record of Dactylosternum abdominale (FABRICIUS, 1792) in Brandenburg (Coleoptera, Hydrophilidae, Sphaeridiinae) is presented. The beetles undergone a mass-development in rotten corn chaff and leaf litter.

Zusammenfassung
Es wird der Erstfund des Wasserkäfers Dactylosternum abdominale (FABRICIUS, 1792) (Coleoptera, Hydrophilidae, Sphaeridiinae) in Brandenburg vorgestellt. Die Käfer entwickelten sich in einer Rotte aus Maishäcksel und Laub in Massen.

 

Dactylosternum abdominale (Abb. 1), eine Adventivart mediterraner Herkunft, wurde vor etwa 30 Jahren für Deutschland erstmalig aus Baden gemeldet (ROPPEL 1974; GLADITSCH 1978). Seitdem wurde sie auch für Bayern, Württemberg, Hessen und die Pfalz nachgewiesen (KÖHLER & KLAUSNITZER 1998). Seit 2007 wurde sie mehrfach in Sachsen-Anhalt – nahe dem Grenzverlauf zu Brandenburg – gefunden (BÄSE 2007; BÄSE 2008). Der Nachweis dieser Art in Brandenburg konnte also eigentlich nicht überraschen (ESSER 2009).

Für die Arealerweiterung kann ich keine eindeutige Richtung feststellen. Während sich die Ausbreitung der Art in Deutschland von Südwesten nach Nordosten zu vollziehen scheint, wurde sie beispielsweise bereits 2003 für Großbritannien nachgewiesen, wo sie seit 2005 ständig und in großen Individuenzahlen gefunden wird (TELFER 2011), in Ungarn aber erst seit 2008 (LÖKKÖS 2009). Die Käfer leben in verrottendem Pflanzengewebe und ernähren sich dort „von der Mikrofauna und -flora, von Eiern und kleinen Insektenlarven und vom Pflanzengewebe selbst“ (KOPPENHÖFERet al. 1995).

Sowohl in der Erstmeldung für Großbritannien als auch in allen mir bekannten Fundmeldungen ist von „Kompost“, „großer Komposthaufen“, „Fahrsilo“ u.ä. als Fundort des Käfers die Rede. Auch wird häufig eine beachtliche Individuenzahl an einem Fundort beobachtet, was sich mit dem aktuellen brandenburgischen Fund deckt.

Der Nachweis von Dactylosternum abdominale gelang am 01.08.2013 auf dem Gelände der „Biogas Neutrebbin GmbH“ in Neutrebbin (Oderbruch, Landkreis Märkisch Oderland, MTB 3351, Abb. 2), leg. F. Hasse; det. P. Herbert; coll. P. Herbert (13 Exemplare) & J. Esser (5 Exemplare).

Die Anlage ist erst seit Juli/August 2012 in Betrieb. Sie liegt am Rande eines landwirtschaftlich genutzten ehemaligen Landschaftsschutzgebietes, das von Gräben und Fließen, Rohrlagen und Feuchtwiesen mit hohem Grundwasser und Staunässe (durch Biber verursacht) geprägt ist. Etwa vier Kilometer westlich vom Fundort liegt das NSG „Batzlower Mühlenfließ/Bücknitztal“, ca. drei Kilometer südlich der NOAusläufer des Naturparks „Märkische Schweiz“ (Kietzer See).

Die Käfer fanden sich in großer Zahl unter der Abdeckplane eines großen Freilandsilos. Das Silo hat eine Gesamtlänge von ca. 270 m (Abb. 2). Entlang der Seitenwände hatte sich auf dem durch Gewichte beschwerten Rand der Abdeckplane feuchtes Substrat abgesetzt, das von Dactylosternum abdominale belebt war. Dort bemerkte ein Mitarbeiter der Biogasfirma beim Entfernen der Plane die Tiere „überall“ und verbrachte etwa einen halben laufenden Meter des Substrats in ein Konservenglas, um die Käfer bestimmen zu lassen. Hier fand ich 18 Exemplare des Käfers, was bei der Länge der Seitenwände (540 m) ein Massenvorkommen darstellen dürfte. Interessanterweise waren außer Dactylosternum abdominale keine anderen Insekten zu finden. Das Substrat war relativ wenig eingetrübt, die Pflanzenteile – Maishäcksel und Laub – gut erkennbar und kaum verrottet.

Die Nachsuche an anderen Silos der Neutrebbiner Firma sowie an ähnlichen Standorten im Oderbruch (am 31.08., 7. und 27.09.2013) erbrachte keine weiteren Funde, wobei der Originalfundort für die Nachsuche nicht mehr zur Verfügung stand. Es darf aber davon ausgegangen werden, dass Dactylosternum abdominale auch hier eingebürgert ist und sicher wieder gefunden wird. Möglicherweise wurde er wegen der Ähnlichkeit zu seinen häufigen Verwandten Sphaeridium bipustulatum (FABRICIUS, 1781) und Coelostoma orbiculare (FABRICIUS, 1775) bisher einfach übersehen.

Dank

Herrn Friedhelm Hasse (Neulietzegöricke) danke ich für die aufmerksame Beobachtung der Käferfauna an seinem Arbeitsplatz, die zu diesem Erstnachweis geführt hat. Herrn Johannes Reibnitz (Tamm) danke ich für die Freigabe des Käfer-Fotos für die Publikation. Für Informationen zur Arealerweiterung, zum Fundgebiet und für die Unterstützung bei der Manuskripterstellung bedanke ich mich bei Jens Esser (Berlin), Oliver Büxler (Batzlow) und Uwe Heinig (Berlin).

 

Literatur

BÄSE, W. (2007): Neu- und Wiederfunde für die Käferfauna Sachsen-Anhalts und Brandenburgs.
Entomologische Nachrichten und Berichte 51/1: 49-53.

BÄSE, W. (2008): Die Käfer des Wittenberger Raumes.
Naturwissenschaftliche Beiträge des Museums Dessau 20: 3-500

ESSER, J. (2009): Verzeichnis der Käfer (Coleoptera) Brandenburgs und Berlins.
Märkische Entomologische Nachrichten, Sonderheft 5: 127-128.

GLADITSCH, S. (1978): Weitere für Südwestdeutschland neue oder bemerkenswerte Käferarten.
In: Beiträge zur naturkundlichen Forschung in Südwestdeutschland 37: 149-158.

KÖHLER, F. & B. KLAUSNITZER (Hrsg.) (1998): Verzeichnis der Käfer Deutschlands.
Entomologische Nachrichten und Berichte, Beiheft 4: 59.

KOPPENHÖFER, A.M., R.A. SIKORA, R. SESHU & V. KRISHNA (1995): Eidonomie und Ökologie von Dactylosternum abdominale (Coleoptera: Hydrophilidae), einem Prädator des Bananenrüßlers Cosmopolites sordidus (Coleoptera: Curculionidae).
In: Entomologia Generalis 19/4: 303-313.

LÖKKÖS, A. (2009): Dactylosternum abdominale (Coleoptera: Hydrophilidae) in Hungary.
Folia Entomologica Hungarica 70: 93-94.

ROPPEL, J. (1974): Einbürgerung von Dactylosternum insulare CAST. in Deutschland.
Entomologische Blätter 70: 60.

TELFER, M.G. (2011): 5th British site for Dactylosternum abdominale.
http://markgtelfer.co.uk/2011/10/17/dactylosternum-abdominale.

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