Ein Pionier der Agrarwissenschaft
Auf dem Gut Möglin am Rande des Oderbruchs hat der Arzt und Agrareformer Albrecht Daniel Thaer (1752 – 1828) seine „Grundsätze der rationellen Landwirtschaft“ zu Beginn des 19. Jahrhunderts erforscht, erprobt, etabliert aufgeschrieben und weitergegeben.
Eine Ausstellung, die sich dem Leben Thaers, seiner Lehre der rationellen Landwirtschaft und seinem Wirken in Möglin widmet, befindet sich seit 2008 im Gemeindehaus, welches eigens dafür saniert und erweitert wurde.
Auf zahlreichen Schautafeln mit Beschreibungen und Zitaten von Thaer und seinen Zeitgenossen werden die Bemühungen um eine Effektivierung der Landwirtschaft beschrieben und durch Exponate ergänzt. So findet der Besucherbeispielsweise die originalgetreuen Nachbildungen eines Schwingpfluges, eines Exstirpators (Vorläufer des Grubbers) oder eines Kardier gerätes. Die hohe Wertschätzung, die Thaer schon zu Lebzeiten entgegen gebracht wurde, zeigt sich in einem von J.-W. v. Goethe verfassten und C.F. Zelter komponierten Liedes anlässlich seines 50jährigen Doktorjubiläums, dem man in der Ausstellung lauschen kann. Trotz der Fülle an Informationen wird der Besucher durch eine klare Struktur und übersichtliche Anordnung der Ausstellungsstücke durch den Raum geführt.
Dies ist nicht zuletzt Martin Frielinghaus zu verdanken, der Besucher aufgrund seiner langjährigen Tätigkeit als Professor für Landwirtschaftliche Nutzung an der heutigen Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde, fach- und ortskundig durch die Ausstellung und das Gut Möglin begleitet.
A.D. Thaer wird 1752 als Sohn eines Hof- und Leibarztes in Celle geboren. Er studiert Medizin in Göttingen, kehrt nach Celle zurück, erwirbt 133 Morgen Land und beginnt sich wissenschaftlich mit Landwirtschaft auseinander zu setzen. 1802 gründet er das erste landwirtschaftliche Lehrinstitut Deutschlands in Celle. Zwei Jahre später siedelt er nach Möglin um, erwirbt das dortige Rittergut und eröffnet die Königlich Preußische Akademie des Landbaus. Parallel schreibt Thaer an seinem Lebenswerk „Grundsätze der rationellen Landwirtschaft“, dessen erster Band 1809 erscheint.
Drei weitere Bände folgen bis 1812. In den darauffolgenden Jahren wird er zum Staatsrat berufen und hat einen Lehrstuhl für Landwirtschaft an der neu gegründeten Universität in Berlin inne. Am 26. Oktober 1828 stirbt A.D. Thaer in Möglin im Alter von 76 Jahren.
Der Fokus seiner Arbeiten war auf die Großbetriebe seiner Zeit (Rittergüter und Domänen) gerichtet, die er zur Erzeugung marktfähiger Produkte, zur Veredlung und regionalen Wertschöpfung befähigte. Er war es auch, der den Begriff „nachhaltig“ 1808 in die Landwirtschaft einführte, nachdem er 1804 in der Forstwirtschaft geprägt wurde. Nach englischen Vorbildern verbesserte er die Landtechnik und schuf Bauvorlagen für Schmiede und Stellmacher. Auch in der Schafzucht macht sich Thaer verdient: Durch die Kreuzung der Pommerschen Skudde mit dem Merinoschaf entsteht eine feinere Wolle, die große Gewinne einfährt und seinen Bekanntheitsgrad international steigert.
Schon früh beschäftigt sich Thaer mit landbaulichen Verfahren, vor allem mit der Ablösung der Dreifelderwirtschaft durch eine Besömmerung der Brachemit Hackfrüchten wie Kartoffel, Futterrüben und Stickstoff anreichernden Futterpflanzen. Somit wird erstmals ein Fruchtwechsel praktiziert, der zu einer effektiveren Nutzung der landwirtschaftlichen Fläche und gesteigerten Erträgen führt.
Thaer stellt J.G. Koppe für zwei Jahre als Verwalter des Gutsbetriebes und als dritte Lehrkraft in Möglin ein. Zwischen dem Theoretiker Thaer und dem Praktiker Koppe entwickelt sich auf diesem Weg eine langjährige Freundschaft. Sowohl theoretisch als auch praktisch bringt Koppe später den Zuckerrübenanbau und die -verarbeitung im Oderbruch auf der Grundlage von Thaers Forschungen voran.
Die Fördergesellschaft Albrecht Daniel Thaer als Träger der Mögliner Ausstellung ist ein eingetragener Verein, der sich ausschließlich durch Spendengelder und Mitgliedsbeiträge finanziert. Das Museum hat es nicht leicht. Unterstützt wird der ehrenamtlich arbeitende Martin Frielinghaus durch eine geringfügig beschäftigte Mitarbeiterin. Fördermittel vom Land oder der EU können nur für einzelne Projekte nicht aber für einen kontinuierlichen Prozess akquiriert werden. Auf diesem Weg wurde zum Beispiel ein mehrsprachiger Audioguide entwickelt. Aber große Hoffnungen auf eine bessere Finanzierung hegt Frielinghaus nicht. „Wenn wir uns selbst nicht helfen, dann kommt nichts“, stellt er nüchtern fest.
Zu umliegenden Ortschaften und den dort etablierten Ausstellungen pflegt der Verein einen konstanten Kontakt, um auch dort auf das Museum und das Lebenswerk des A.D. Thaer aufmerksam zu machen. Beispielsweise wurden einige Skulpturen mit Bezug zu Thaer von lokalen Holzbildhauern gefertigt, wie die vor dem Ausstellungsgebäude stehende Statue der Ehefrau Thaers.
Zudem beteiligt sich die Fördergesellschaft an der Gestaltung des Erntefestes in Möglin mit wechselnden Themen des Agrarreformers.
Ferner ist ein Versuch der Vernetzung über das Internet ins Leben gerufen worden. Auf der Seite www.thaer-barnim-oderland.de können auf den Spuren von A.D. Thaer das Oderbruch und Teile des Barnim entdeckt werden.
Die Thaerschen Erkenntnisse haben auch 200 Jahre später nichts an Aktualität eingebüßt. Fruchtfolge, Humuswirtschaft sowie schlag- und stallbezogene Buchhaltung scheinen in Vergessenheit geraten und wären doch dringlicher denn je.
Öffnungszeiten
Von April bis SeptemberDonnerstag bis Sonntag 11.00 bis 17.00 Uhr
Von Oktober bis MärzDienstag bis Freitag von 10. bis 16.00 Uhr
Eintritt: 2 Euro, Schüler 1 Euro
Führungen: 10 Euro, auch mit Audioguide möglich
Filmvorführung: 5 Euro
Weitere Informationen telefonisch unter 0 33 456 – 35 164 oder unter www.albrecht-daniel-thaer.org
Mirjam Loer, Phillip Kohler und Ronny Holzmüller