Steckbrief Altreetz, Juli 2017

Altreetz

Steckbriefe von Dörfern im Oderbruch V
Von Udo Schagen

In einer Initiative der Gemeinde Oderaue für Hinweisschilder mit kurzen Ortsporträts zur Information von Besuchern (und sicher auch von Bewohnern) schrieb Udo Schagen unter Mitwirkung von Ortsvorstehern und interessierten Bürgern im Jahr 2016 kleine Steckbriefe, die wir hier nach und nach veröffentlichen. Damit einher geht die freundliche Bitte an Menschen im ganzen Oderbruch, ebenfalls kurze Beschreibungen ihrer Dörfer zu schreiben. Wir veröffentlichen sie gern!

Altreetz ist heute der größte Ortsteil der Gemeinde Oderaue. Der aus dem Slawischen stammende Name (Retz) bezeichnet eine Siedlung am Flusse. Bis ins 16. Jhdt. lag Reetz noch am hier verlaufenden Hauptstrom der Oder. Der wenige hundert Meter südlich an der Straße nach Wriezen auf der linken Seite liegende Grenzstein markiert noch den Übergang von Kur- zu Neumark. Die Besiedlung begann spätestens in der Jungsteinzeit vor tausenden Jahren. Erstmalig erwähnt wird der Ort 1339, als der Markgraf einem Bürger die Eintreibung des Heringszolls übertrug.

Die Besiedlung bestand aus 27 Fischerhöfen in typischer Rundlingsstruktur um den noch heute bestehenden Dorfplatz angeordnet. Mit der um 1750 beginnenden Eindeichung der Oder fiel das Bruch langsam und schrittweise trocken, die Fischerfamilien erhielten Land und wurden Ackerbauern und Viehzüchter: 28 Fischer erhielten je 70 Morgen, von zusätzlichen Hilfs- und Handarbeiten lebende Einwohner 7 bis 15 Morgen Land. Die Lebensgrundlagen verbesserten sich erheblich.

Nach dem großen Dorfbrand 1824 wurde das Dorf neu geordnet, sechs Höfe standen um den Dorfplatz, der Hauptteil des Ortes lag jetzt an den drei Zufahrtstraßen. Einige siedelten auf den durch die Separation neu zugewiesenen Feldern in Loose-Gehöften. Mitte des 19. Jahrhunderts übernahm der Ort die Funktion eines ländlichen Zentrums mit einem Viehmarkt. Apotheke und Arzt siedelten sich an. 1892 folgte ein Anschluss an die neue Bahnstrecke von Wriezen nach Jädickendorf/Neumark (heute Godków in Polen).

Der erste Kirchenbau stammt von 1553, hielt aber nicht lange, ebenso wie seine beiden Nachfolger von 1664 und von 1768. Letzterer war noch ein einfacher Holzbau mit schindelgedecktem kleinen Turm war und dem Dorfbrand zum Opfer fiel. 1828 wurde der jetzige rechteckige Saalbau mit dreiseitig umlaufender Empore eingeweiht. Die Mutterkirche war lange Wriezen, später gehörte die Kirche Altreetz zum Pfarramt Neuküstrinchen und heute ist Neulietzegöricke Sitz der Pfarrerin.

Als ländliches Zentrum erfuhr der Ort in der DDR einen weiteren Ausbau mit dem Landwarenhaus am Dorfplatz, dem Landambulatorium in der Wriezener Straße, einer Polytechnischen Oberschule und Freizeiteinrichtungen wie einem Jugendzentrum, dem Sportplatz, der Turnhalle und einem Schulzoo. Er lockt noch heute als Oderbruchzoo mit angeschlossenem Behindertendorf und 300 Tieren in der Schulgartenstraße auch überregional Besucher an. Der TSV Altreetz und der AKC sorgen für zahlreiche Sport- und Karnevalsaktivitäten. Grundschule und Kindertagesstätte neben der Kirche sowie die Freiwillige Feuerwehr versorgen die gesamte Gemeinde Oderaue.

Nachfolger der bedeutendsten Arbeitgeber LPG „Zukunft“ (1955) und „Einheit“ (1960) sowie der Gärtnerei sind die Betriebe Agrarprodukte E. G. Altreetz und Leupelt/Friedenberger GbR sowie kleinere Landwirtschaftsbetriebe (Gunter Gaßmann, Elmar Lüben, Walter Schröder und der Pferdehof Eigenfeldt). Die Fleischerei Kaminski sorgt für das leibliche Wohl. Zwei Töpfer, Niki Spies und Susanne Eigenfeldt, der Tischler Axel Grunow, der Trockenbauer Wisian Franck, das Baugeschäft Thomas Frede, der Dachdecker Gerhard Bartz, die Schönheitspflege Inge Marzini, die Physiotherapie Britta Warnke, das Blumenhaus Oesterle, der Frisiersalon Schreiber, Landärztin und Zahnarzt finden sich im Ort. Etwa 405 Menschen leben hier heute.

Eine alte Ansichtskarte von Altreetz.
Eine alte Ansichtskarte von Altreetz.

 

Altreetz von der Bahnhofssiedlung aus gesehen.
Altreetz von der Bahnhofssiedlung aus gesehen.

 

Das Postamt ist leider aufgegeben worden. Umso schöner, dass man es heute noch als Postgebäude erkennen kann.
Das Postamt ist leider aufgegeben worden. Umso schöner, dass man es heute noch als Postgebäude erkennen kann.