Kulturdenkmale

Reinhard Schmook
Dr. phil. Reinhard Schmook

Kommentierte Bildliste kulturhistorisch bedeutsamer Elemente im Oderbruch

Von Dr. Reinhard Schmook

Dr. phil. Reinhard Schmook wurde 1951 in Angermünde/Uckermark geboren. Er studierte an der Universität Rostock Mathematik und Physik und schloss hier 1975 als Diplomlehrer ab. Es folgte ein Fernstudium der Deutschen Volkskunde an der Humboldt-Universität zu Berlin mit Abschluss als Diplom-Ethnograph (1983). 1988 wurde Schmook promoviert; ebenfalls an der Humboldt-Universität, mit einer wissenschaftsgeschichtlichen Arbeit über den Bonner Germanisten Hans Naumann in seiner Bedeutung für die Volkskunde.

Seit 1977 ist Reinhard Schmook Leiter des Oderlandmuseums Bad Freienwalde (gegründet 1889), seit 1991 außerdem ehrenamtlicher Geschäftsführer der Walther-Rathenau-Stift gGmbH, die im Schloss Freienwalde ihren Sitz hat. Seit Jahrzehnten beschäftigt er sich intensiv mit der Kulturgeschichte und Volkskunde des Oderlandes und der brandenburgischen Neumark sowie mit dem Leben und Werk Walther Rathenaus. In diesem Bereich konzipierte und gestaltete er einschlägige Ausstellungen. Zahlreiche Buchpublikationen und Einzelveröffentlichungen gehen auf ihn zurück.

Zudem ist Schmook kommunalpolitisch engagiert: seit 1998 Stadtverordneter in Bad Freienwalde, seit 2003 Kreistagsabgeordneter im Landkreis Märkisch-Oderland (SPD-Fraktion).

Eine ganzheitliche kulturgeschichtliche Sicht auf das Oderbruch hätte Werkcharakter. Für den Oderbruchpavillon schienen uns Bausteine geeigneter. Dr. Schmook hat sich daher bereit erklärt, uns landschaftliche Elemente im Oderbruch zu nennen, denen eine besondere kulturhistorische Bedeutung zukommt, und sie zu kommentieren. Diese geschichtliche Bildliste ist offen und beansprucht keine Vollständigkeit – vielmehr wird sie ggf. sukzessive erweitert.

Reinhard Schmook

Denkmäler Friedrichs II. in Neutrebbin und Letschin

Mit diesen beiden Denkmälern ehrten 150 Jahre nach der Kolonisierung des Oderbruchs die Nachfahren der Kolonisten den Urheber des großen Besiedlungswerks. Nach 1945 gingen die neuen Machthaber daran, derartige Erinnerungen spurlos auszulöschen. Während das 1904 errichtete Neutrebbiner Denkmal 1953 gänzlich zerstört wurde, haben es beherzte Letschiner geschafft, ihr aus dem Jahre 1905 stammendes Friedrich-Standbild jahrzehntelang zu verstecken.

1990 wurde es an verändertem Standort neu aufgestellt. Der Neutrebbiner Friedrich musste nach alten Fotos nachgebildet werden und steht seit 1994 wieder an alter Stelle.

Reinhard Schmook

Flutzeichen bei Altranft

Als Anfang August 1997 die Gefahr einer verheerenden Oderbruchüberflutung gebannt war und man sich einigermaßen von dem Schreck der seit 1947 gefährlichsten Hochwassersituation erholte, kam die Idee auf, von Künstlerhand ein zentrales Erinnerungsmal schaffen zu lassen. Etwa 20 Entwürfe gingen nach der entsprechenden Wettbewerbsausschreibung ein. Eine Jury kürte die Bronzeplastik „Balance der Kräfte“ des Cottbuser Bildhauers Matthias Körner zur Siegerin. Das so genannte Flutzeichen wurde bei Neuranft aufgestellt, an einem jener Plätze hinter dem Deich, an dem die Menschen besonders schwer gegen die Naturgewalten angekämpft hatten. Ganz in der Nähe, bei Hohenwutzen, konnte am 30. Juli 1997 ein Deichbruch nur unter größten Anstrengungen verhindert werden.

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Fachwerkkirche in Kleinbarnim

Kleinbarnim ist eine der wenigen Altsiedlungen aus der Zeit vor der Oderbruchtrockenlegung. Erst 1776 erhielt das zuvor nach Wriezen eingekirchte Dorf eine eigene Kirche, die mitsamt der Innenausstattung vollständig erhalten ist. Das in den 1990er Jahren restaurierte Fachwerkgebäude bildet mit dem ebenfalls in Fachwerk erbauten Spritzenhaus und dem rekonstruierten hölzernen Glockenstuhl ein Ensemble von ortsbildprägender Wirkung.

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Schul- und Bethaus Wuschewier

Schule-Kirche-Kombinationen unter einem gemeinsamen Dach waren im Oderbruch besonders typisch. Das 1764 in Fachwerk errichtete Schul- und Bethaus in Wuschewier ist mit seinem Rohrdach von all diesen Gebäuden noch am ursprünglichsten erhalten. Der sehr bescheiden wirkende Kirchenraum hat sogar eine Empore und eine Orgel. Leider sind die gemalten Epitaphien und die verzierten Totenkronen-konsolen an der Emporenbrüstung in den 1950er Jahren entfernt worden. Im Schulteil gab es eine große Stube, die zugleich Unterrichtsraum und Wohnstube des Lehrers war. 1855 wurde für die vorher in einem separaten Stuhl aufgehängte Glocke ein Turm angebaut. In den Jahren 1996/97 wurde das bis dahin mehrfach umgebaute und vom Verfall bedrohte Baudenkmal mit Hilfe der Hamburger Reemtsma-Stiftung umfassend restauriert. Noch heute wird im Kirchsaal Gottesdienst gehalten.

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Alte Oder bei Wriezen

Der Hauptarm der Oder bog vor 260 Jahren bei Güstebiese nach Westen ab und erreichte bei Wriezen den Westrand des Oderbruches. Im Zuge der Oderbruchtrockenlegung zwischen 1747 und 1753 ist der Verlauf dieses Oderarms durch Eindeichung festgelegt worden und heißt seitdem „Alte Oder“. 1832 erfolgte dann bei Güstebiese die Abtrennung der Alten Oder vom Hauptstrom, die seither nur noch als natürlicher Abflussweg des im Oderbruch anfallenden Dränge- und Regenwassers dient. Zur Aufrechterhaltung der Oderschifffahrt bis Wriezen entstand parallel dazu ein Kanal, der den Wriezener Hafen mit der Oder verband. Hier bei Wriezen sieht man der Alten Oder nicht mehr an, dass sie einst als schiffbarer Strom einer der bedeutendsten Verkehrswege im Oderland war.

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Schöpfwerk Neutornow

Im 19. Jahrhundert begann man mit der Eindeichung auch der tiefer gelegenen Oderbruch-Ländereien, um deren fruchtbaren Boden nutzen zu können. Diesen Vorgang nennt man „Polderung“. Damit die nach holländischen Vorbildern eingepolderten Flächen, die teilweise unter dem Wasserspiegel der Oder liegen, nicht vernässen, muss man das Wasser aus ihnen abpumpen. Es handelt sich um das stets unter den Deichen hindurch in die Polder drängende Oderwasser und die nicht versickernden Niederschläge. Im Laufe der Zeit ist im Oderbruch ein ganzes System dieser Polder entstanden, deren Wasser durch insgesamt 40 Schöpfwerke in die höher gelegenen Vorfluter gepumpt wird. Das größte von ihnen ist das 1895 errichtete Schöpfwerk Neutornow. Ein gemauerter Schlot kündet noch immer davon, dass es einst mit Dampfkraft angetrieben wurde. Es kann in der Sekunde 15 m³ Wasser aus dem Glietzener Polder drei Meter hoch in die Alte Oder pumpen, in der es weiter abfließen kann.

 

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Kolonistengrabstein auf dem Friedhof von Altlangsow

Auf dem Altlangsower Friedhof im Oberoderbruch ist der Grabstein eines Kolonistensohnes erhalten, der vor über 250 Jahren mit seinem Vater aus Hessen in das Oderbruch kam. Johann Michael Enderlein (1751-1844), Kossät und Gerichtsmann, stammte aus Hoßdorf bei Hanau im Kurfürstentum Hessen und liegt hier im Boden seiner neuen Heimat begraben, in die er mit drei Jahren kam.
Das klassizistische Grabmal hat einen Akroterien-Aufsatz und zeigt den Schmetterling als Symbol der Wandlung und Wiederauferstehung. Im Rahmen einer „Aufräum- und Gestaltungsaktion“ wurden im Herbst 1997 diese und andere kulturhistorisch wertvolle Grabstellen eingeebnet. Mit Mühe gelang es, die Bruchstücke der zerschlagenen Grabsteine wieder herbei zu schaffen. Der Restaurator Dirk Bretschneider, ein Schüler des in Altlangsow lebenden Bildhauers Prof. Werner Stötzer, klebte die geretteten Teile wieder zusammen und ergänzte fachgerecht das Verlorene. Die Aufsätze musste er völlig neu anfertigen. Nun steht der Grabstein des Kossäten Enderlein nicht mehr auf seinem Grab, sondern neben der Friedhofshalle.

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Jüdischer Friedhof in Groß Neuendorf

Eine ganz ungewöhnliche Erscheinung im Oderbruch ist der jüdische Friedhof in Groß Neuendorf. Bereits 1847 wurde die jüdische Synagogengemeinde Groß Neuendorf/Letschin gegründet. Sie erwarb 1855 in unmittelbarer Nähe der Dorflage ein Grundstück zur Anlage eines eigenen Friedhofs, auf dem 1860 als erster der Getreidehändler Michael Sperling (1803-1860), Stifter des Synagogenverbandes, beigesetzt wurde. Sein Grabstein ist erhalten. Das stark vernachlässigte Friedhofsareal wurde in den Jahren 1992/93 auf Initiative des CVJM gesäubert und aufgeräumt. Seitdem stehen auch die erhaltenen Grabsteine wieder, von denen einige in Auszier und Form eine hohe Kunstfertigkeit des Steinmetzen verraten.
Im Ort ist das 1865 errichtete Synagogengebäude erhalten und mit einer Tafel gekennzeichnet.

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Oderberger See

Zu den mehr oder weniger großen Restgewässern, die nach der Oderbruchtrockenlegung übrig geblieben sind, gehört der Oderberger See. Etwas flussabwärts von ihm mündet die Alte Oder in den Oder-Havel-Kanal. Dieser See ist das größte offene Gewässer im Oderbruch mit einer entsprechenden Flora und Fauna. Noch bis in die 1960er Jahre war der größte Teil des Sees mit Flößen bedeckt, die den anliegenden Sägewerken den Nachschub zuführten. Das Holz wurde die Oder hinab geflößt oder aber mit Schleppern bis hierher gezogen. Heute ist auf dem See Ruhe eingekehrt, was manch seltene Vogelarten zu schätzen wissen. Das Landschaftsbild des Niederoderbruchs wird von der großen Fläche des Oderberger See, dessen Ufer mit Werft und Schilf bestanden sind, wesentlich mitbestimmt.

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Bahnhof Neutrebbin

Als 1876 die Bahnlinie von Wriezen bis Frankfurt (Oder) eröffnet wurde, erhielt das größte und wohlhabendste Kolonistendorf Neutrebbin selbstverständlich einen Haltepunkt mit einem eigenen Bahnhofsgebäude. Besonders wichtig war der Güterverladeteil mit den Schuppen und Viehgattern. Neutrebbin galt schon Ende des 19. Jahrhunderts als das Zentrum der Gänsemästerei im Oderbruch. Hier gab es damals die deutschlandweit größten Gänsemärkte außerhalb der Reichshauptstadt Berlin. In guten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg sind in den Wochen vor Weihnachten von diesem Bahnhof aus täglich 20 – 30.000 der berühmten Oderbruchfettgänse nach Berlin verfrachtet worden, ein gutes Geschäft für die Neutrebbiner Gänsemäster. Auch sonst brachte der Eisenbahnanschluss dem Ort einen erheblichen wirtschaftlichen Aufschwung. Nach verschiedenen Umstrukturierungen halten hier jetzt die grüngelben Triebwaren der ODEG-Eisenbahngesellschaft.

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Windmühle Wilhelmsaue

Diese Bockwindmühle ist die letzte, die im Oderbruch noch steht. Als die einzel-bäuerliche Landwirtschaft noch einen großen Bedarf an Mahlkapazitäten hatte, gab es hier wie anderswo viele von ihnen. Hier im Bruch fielen sie entweder dem Krieg zum Opfer oder einfach dem Zahn der Zeit.
Die Wilhelmsauer Bockwindmühle wurde im Jahre 1880 von Müllermeister Emil Lempe errichtet. Nachdem sie lange ungenutzt dastand, drohte sie zu Beginn der 1980er Jahre zu verfallen. Nach ersten Sicherungsmaßnahmen wurde die Mühle 1983 vom Freilichtmuseum Altranft erworben und dann nach und nach restauriert. Heute ist sie ein beliebter touristischer Anziehungspunkt, vor allem dann, wenn sich, wie von Geisterhand bewegt, die Flügel im Winde drehen.

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Erbbegräbnis der Familie Kniehase in Zechin

Auf dem Zechiner Friedhof haben sich viele Gräber der alteingesessenen Bauernfamilien aus dem Oberoderbruch erhalten. Für die Entwicklung und den Fortschritt in der Landwirtschaft hatten diese Familien eine nicht zu unterschätzende Bedeutung. Neben den großen Staatsdomänen und adligen Gütern mit fortschrittlicher Wirtschaftsweise gehörten sie zu den Leistungsträgern in der Agrarlandschaft Oderbruch. Der Schulzenfamilie Kniehase hat Theodor Fontane in seinem Roman „Vor dem Sturm“ ein literarisches Denkmal gesetzt. Einige dieser Grabstätten haben wegen ihrer Gestaltung auch einen künstlerischen Wert und stehen seit einiger Zeit unter Denkmalschutz.

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Alter Oderdeich bei Altwriezen

Im Verlauf der Maßnahmen zur Trockenlegung des Oderbruchs kam es neben dem Bau des Neuen Oderkanals und dessen Deichen auch zur Eindeichung des Alten Oderstroms. Diese Dämme zeigen noch nicht den Aufbau und das Profil der heutigen Stromdeiche. Sie sollten den Hauptstrom der Alten Oder in seinem Bett halten, wenn er Hochwasser führte. Diese Deiche waren solange in Funktion, bis die Alte Oder im Jahre 1832 von der heutigen Stromoder abgetrennt wurde. Danach nannte man sie „Schlafdeiche“, weil sie ihren eigentlichen Sinn verloren hatten.
Bei Altwriezen führt auf der Krone die Fahrstraße entlang, umrahmt von Schatten spendenden Bäumen. Man hat seinerzeit die Schlafdeiche mit verschiedenen Baumarten bepflanzt, die in jüngerer Zeit teilweise wieder entfernt wurden. In den Tagen der Oderflut des Jahres 1997 sind die Schlafdeiche auf verschiedenen Strecken um ca. einen Meter erhöht worden, um im Falle eines befürchteten Deichbruchs vor ihnen das Wasser eine Weile aufhalten zu können.

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Herrenhaus in Wollup

Das Gut Wollup war ehemals eine Staatsdomäne, die von 1827 bis 1945 von der Familie Koppe bewirtschaftet wurde. Der bedeutende Agrarpionier Johann Gottlieb Koppe (1782-1863) wurde hier als Domänenpächter zum Unternehmer neuen Typs. Er führte 1835 den Zuckerrübenanbau im Oderbruch ein und ebnete der Zuckerproduktion den Weg. Noch kurz vor seinem Tode errichtete Koppe 1862/63 das neue Herrenhaus, das von den Wollupern manchmal auch „Schloss“ genannt wird. Es wurde im Laufe der Jahre mehrmals umgebaut. Beim letzten, umfassenden Umbau Anfang der 1950er Jahre veränderte man die gesamte Fassade. Die Fenster wurden verkleinert, wobei leider der Stuck der Fenstergewände und auch der meiste andere Fassadenzierrat verloren ging.

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Stromoder am Krummen Ort bei Neuglietzen

Als zwischen 1747 und 1753 der ca. 20 km lange Kanal zur Verkürzung des Oderflusslaufes zwischen Güstebiese und Hohensaaten gegraben wurde, musste es auch einen Durchstich durch die neumärkische Hochfläche geben. Diese Stelle musste so ausgewählt werden, dass der Aufwand bei den notwendigen Erdarbeiten nicht zu groß würde. Hinterher war es erforderlich, den Verlauf des Neuen Kanals in einem großen Bogen an den Durchstich heran zu führen, den man seither den Krummen Ort nennt. Hier bei Neuglietzen musste ein besonders breiter Deich gebaut werden, weil der Strom bei Hochwasser mit aller Kraft auf den Deich drückt. Hier lag auch 1997 die kritischste Stelle, an der sich ein Deichbruch anbahnte, der nur mit Mühe verhindert werden konnte.

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Eichenallee nach Ortwig

So wie Linde und Kastanie war im 19. Jahrhundert auch die Eiche eine Art Modebaum, mit dem man Parks und Straßenränder bepflanzte. Wenn die Standortbedingungen stimmen, entwickeln sich Eichen zu dauerhaften und widerstandsfähigen Alleebäumen, die der Straße über Sommer Schatten spenden und einen guten Schutz bieten. Als landschaftstypisches Gestaltungselement sind Eichenalleen im Oderbruch an mehreren Stellen anzutreffen. Sie sollten deshalb streng geschützt und nur dort gefällt werden, wo sie eine unabwendbare Gefahr darstellen.

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Allee zwischen Altlewin und Letschin

Die Straße zwischen Altlewin und Letschin zieht sich schnurgerade durch das Bruch. Nach dem Chausseebau Mitte des 19. Jahrhunderts wurden hier an den Straßenrändern Bäume gepflanzt, die sich zu einer prächtigen Allee entwickelt haben. Diese Allee hat wie andere auch seit der Zeit des Teerbelags eine besondere Bedeutung für den Schutz der Straße vor der Sonnenhitze im Sommer bekommen. Außerdem wirkt sie der Bodenerosion der benachbarten Ackerflächen entgegen und ist ohne Zweifel ein die Landschaft gliederndes und belebendes Element.

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Letschiner Hauptgraben

Der Letschiner Hauptgraben ist einer der Hauptvorfluter im Oderbruch.

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Mittelflurhäuser in Altwriezen

In Altwriezen gibt es mehrere Mittelflurhäuser, die eine sehr spezielle und charakteristische Fachwerkbauweise repräsenteiren. Das beste dort ist zur Zeit dasjenige der Familie Persiel gleich am Eingang des Dorfes, die dabei ist, ihr Haus stilgerecht wieder in Ordnung zu bringen. Hier fließt viel Sachkenntnis ein, die dem Haus bisher schon sehr zugute gekommen ist.

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Sophienthaler Polder

Der Sophienthaler Polder ist die eingedeichte Polderfläche hinter Sophienthal und Sydowswiese. Vor 1945 nannte sich das Areal „Kalenziger Wiesen“ mit dem darin liegenden Garnisch-Berg und den sog. Koboldten sowie südlich anschließend die „Kalenziger Bunst“.

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Hochwasser-Gedenkstein von 1917 auf dem Deich bei Güstebieser Loose

Bei Güstebieser Loose steht auf dem Stromdeich dieser Gedenkstein als Zeuge einer erfolgreichen Deichverteidigung, die inmitten der Kriegsereignisse mit ihren täglichen Sorgen von der breiten Öffentlichkeit kaum registriert wurde. Infolge einer Eisversetzung war der Oderpegel vom 15. März bis zum 20. April 1917 allmählich auf den Höchststand von 6,71 m gestiegen. Das lange Hochwasser hatte ähnlich wie 1997 den Deich derart durchweicht, dass in der Nacht vom 22. zum 23. April das Fährbankett oberhalb des Güstebieser Fährdammes plötzlich abrutschte.
Unbemerkt von den geringen Deichwachen hatte sich am Deichfuß eine starke Quelle gebildet, deren Wasser bald einen tiefen Kolk einriss. Als sie abends gegen 22.00 Uhr zufällig entdeckt wurde, verbreitete sich die Schreckensnachricht wie ein Lauffeuer. Viele Oderbrücher kamen nun mit ihren Gespannen und brachten Erde, Dung, Zementsäcke und sonstige Materialien zur Befestigung des angeschlagenen Deiches. In dieser großen Gefahr bewies sich wieder einmal der Gemeinsinn der Deichgenossen. In dunkler Nacht rangen im Frühjahrssturm und beim Gurgeln des Wassers die Männer stundenlang um die Erhaltung des Deiches. Schließlich gelang es ihnen, mit versteinertem Zement die Quelle zu verstopfen und den schon gefährlich geschrumpften Deich mit Dung und tausenden von Sandsäcken zu ersetzen. Als der Morgen dämmerte, war der Sieg errungen und das Oderbruch vor einer Flutkatastrophe gerettet.
1918 fand an der Gefahrenstelle, die Landrat von Keudell (Kreis Königsberg/ Neumark) mit einem das Datum des Ereignisses tragenden Gedenkstein kennzeichnen ließ, in Anwesenheit des Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg ein Dankgottesdienst statt. Die Männer, die sich bei der Deichverteidigung nicht geschont hatten, wurden dabei feierlich geehrt.

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Großkolonistenhaus in Neulietzegöricke

Von den Bauten der unmittelbaren Kolonisationszeit nach 1753 ist im Oderbruch nichts erhalten. Schlechte Gründung und überzogenes Sparen am Material ließen die ersten Häuser schon nach wenigen Jahren zu Sanierungsfällen werden. Die recht bald zu Wohlstand gekommenen größeren Kolonisten begannen als erste damit, ihre Häuser auf dem alten Grundriss neu zu bauen. Insgesamt gab es drei Haustypen, die jeweils den Grundstücksgrößen angepasst waren. Die 10-Morgener wohnten gemeinhin in Doppelhäusern und teilten sich dort je eine Schwarze Küche. Für die 25- und 45-Morgener wurde ein mittelgroßer Typ mit integriertem Stallteil errichtet, während die 60- und 90-Morgener meist sechsachsige Häuser mit teilweise ausgebautem Dachraum bekamen. Dieses Haus in Neulietzegöricke gehörte einem Großkolonisten und ist um 1800 errichtet worden. Den Stall- und Scheunenteil hat man schon im 19. Jahrhundert zu Wohnzwecken ausgebaut und dafür separate Gebäude um den Hof herum errichtet.

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Vierseithof Borkenhagen in Neulietzegöricke

Besonders die größeren Kolonisten waren wegen des fruchtbaren Bodens und der günstigen steuerlichen Bedingungen im preußischen Oderbruch schon nach wenigen Jahrzehnten zu wohlhabenden Bauern geworden. Im Zuge der preußischen Agrarreformen ab 1807 verstärkte sich diese Entwicklung durch effektivere Ackerbaumethoden. Außerdem trennte man den Wirtschaftsteil vom Wohnhaus und errichtete Ställe und Scheunen im Viereck um den geräumigen Hof. Auf dem großen Vierseithof in Neulietzegöricke, der weitgehend original erhalten ist, lebt Eckhard Borkenhagen mit seiner Familie, Nachkomme eines Oderbuch-Kolonisten.
Das Taubenhaus, ein Mehrzeckgebäude, nimmt die Mitte des Hofes ein und steht an repräsentativer Stelle. Tauben galten als Leckerbissen zu den Festtagen des Kirchenjahres und symbolisierten außerdem den Heiligen Geist. Bis in das 18. Jahrhundert hinein war das Halten von Tauben ein Privileg der Herrschaft. Da Kolonisten nicht erbuntertänig waren und keinem Gutsherrn Dienste leisten mussten, bauten sie Taubentürme demonstrativ in die Mitte des Hofes, quasi als Zeichen ihres auf juristische Freiheit begründeten Selbstbewusstseins.

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Gehöfte der Altlietzegöricker Loose bei Neulietzegöricke

Im Zuge der fortschreitenden Trockenlegung der Oderbuchländereien sowie durch Zukauf, Erbschaft und sonstwie erworbene Ländereien lagen die Grundstücke jedes Kolonisten bald über die gesamte Feldmark eines Dorfes verstreut. Diese Gemengelage behinderte eine effektive Beackerung, so dass man nach 1800 in den meisten Dörfern danach strebte, wieder zusammen liegende Ackerländereien zu bekommen. Diesen Vorgang nannte man Separation. Die einzelnen Ackerflächen wurden jeweils aufgemessen und zu einem großen Grundstück zusammengelegt. Als Instrument der Neuverteilung kam die Verlosung zur Anwendung. Wer ein weiter vom Dorf entfernt liegendes Grundstück erloste, baute aus wirtschaftlichen Gründen den Hof im Dorf ab und in der Mitte seiner Loose wieder auf. Meist sind es Vierseithöfe, gekennzeichnet von Fliedergebüsch und jeweils einem hohen Baum als Blitzschutz. Altlietzegöricke, das Dorf, zu dem die gleichnamigen Loosen gehören, liegt heute in Polen. Beide sind durch die Oder getrennt. Geschichtlich aber gehören das Altdorf und dessen Loose zusammen.

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Genschmarer See

Nach der Trockenlegung des Oderbruchs sind zwar viele Altgewässer der Oder trocken gefallen, doch einige waren so tief, das sie bis heute erhalten sind. Dazu gehören viele alte Oderarme und die Restseen bei Altfriedland und Oderberg. Einer der alten Oderarme ist der Genschmarer See. Das lang gestreckte, einst fischreiche Gewässer zieht sich malerisch und von Erlen umsäumt zwischen Genschmar und Friedrichsaue hin. Dass es sich um ein altes Flussbett handelt, kann man noch sehen. Der See und die Reste des ihn umgrenzenden Auenwaldes sind ein letztes Stück altes Oderbruch, wie es vor der Trockenlegung überall aussah.

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Soldatenfriedhof Neulietzegöricke

Auf dem Gemeindefriedhof von Neulietzegöricke steht ein großes Holzkreuz und markiert die Gräber gefallener deutscher Soldaten, die bei den schweren Kämpfen im Frühjahr 1945 in der Umgebung des Ortes gefallen sind. Am 11. Februar und am 16. April 1945 tobten blutige Kämpfe um das Dorf, bei denen 16 bekannte und 20 unbekannte deutsche Soldaten fielen. Im Februar starben die meisten von ihnen und konnten nach der vorübergehenden Rückeroberung von Neulietzegöricke noch regulär bestattet werden.
In den erbitterten Kämpfen am 16. April kamen die überlebenden Soldaten nicht mehr dazu, ihre gefallenen Kameraden zu beerdigen. Während des Absetzens mussten sie auf dem Schlachtfeld zurück gelassen werden. Auch auf den Friedhöfen der umliegenden Dörfer liegen bekannte und unbekannte deutsche Soldaten begraben, mit ewigem Ruherecht fern der Heimat. Die bei Neulietzegöricke gefallenen fünf bekannten polnischen Soldaten sind ausnahmslos in die polnische Kriegsgräberstätte bei Zäckerick (Siekierki) umgebettet worden.

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Eisenbahnbrücke Zäckerick/Altrüdnitz

Zum Ausbau des Eisenbahnnetzes, das vom Bahnknoten Wriezen ausging, baute man bis 1892 die Bahnstrecke Wriezen-Jädickendorf (Godków), um eine Querverbindung über die Oder von der Strecke Eberswalde-Frankfurt zur Bahnlinie Küstrin-Stettin zu bekommen. Um die Oder zwischen Zäckerick (Siekierki) und Altrüdnitz (Stara Rudnica) zu überwinden, war der Bau einer gewaltigen Brücke notwendig, die als Stahlkonstruktion mit drei gleich langen großen und vier kleinen Bogensegmenten realisiert wurde. Sie überschritt die etwa 200 m breite Oder und das zugehörige, rund 1000 m breite Vorgelände mittels eines Vordammes und zweier Brückenzüge von 661,5 m Gesamtlänge, die durch einen 113 m langen Zwischendamm getrennt waren. 1910 musste die Brücke um 1,60 m angehoben und die Lager verstärkt werden, was dem Fortschritt der Technik bei der Eisenbahn und bei den Oderschiffen geschuldet war. 1930 hatte diese Brücke dann ausgedient. Stromaufwärts baute man direkt daneben eine neue Eisenbahnbrücke, deren Hauptjoch über dem Strom eine Länge von 128 Metern hatte. Fortan diente die alte Brücke nur noch als Straßenübergang. 1945 wurden beide Brücken gesprengt. Die neuere baute man 1955 aus mehreren verschiedenen, woanders abkömmlichen Stahljochen wieder auf, wozu ein neuer Pfeiler in den Strom gesetzt werden musste. Der Wiederaufbau hatte rein militärische Gründe, weswegen bis heute kein Zug über die neue Brücke gefahren ist. Auf deutscher Seite liegen nicht mal mehr die Gleise der alten Bahnstrecke nach Jädickendorf, so dass die schöne Brücke etwas verloren in der Bruchlandschaft herum steht.
Bemerkenswert sind die beiden einzelnen Pfeiler neben den Brücken. Beim Bau dienten sie als Stützen für den Montagekran. Später erhielten sie kranartige Vorrichtungen zum Umlegen und Wiederaufrichten der Segelmasten auf den Oderkähnen vor und nach der Brückenpassage.

Reinhard Schmook

Gedenkstein für die Oderflut des Jahres 1947 auf dem Deich bei Reitwein

Nach einem langen und kalten Winter bildeten sich am 21. März 1947 auf dem Oderstrom bei Reitwein und oberhalb von Küstrin-Kietz zwei Eisversetzungen, die den Fluss aufstauten. Das führte zu einer Überspülung des Deiches dahinter in einer Breite von 200 bis 300 m. Gegen 6.00 Uhr morgens war am 22. März der Deich bei Reitwein schon auf einen Kilometer Länge überspült und konnte nicht mehr gehalten werden. Bald war der Deich bis auf den Grund weggespült und die Fluten ergossen sich mit 2400 m³ pro Sekunde ins Oderbruch, wo sie am 23. März gegen 3.00 Uhr die Stadt Wriezen erreichten. Schließlich wurde das gesamte Oderbruch überflutet, das zum Notstandsgebiet erklärt werden musste. Viele Menschen wollte ihre Häuser aus Furcht vor Plünderungen nicht verlassen und sträubten sich gegen ihre Evakuierung. Deshalb hat es insgesamt 20 Tote gegeben. Erst ab dem 9. April 1947 begann das Wasser wieder zu fallen. Ab dem 18. April erfolgte die provisorische Schließung der Deichlücken bei Reitwein. Als Ende April das Oderbruch wieder hochwasserfrei geworden war, ging man sofort an die Wiederherstellung der zerstörten Deichanlagen.
Zur Erinnerung an die 50jährige Wiederkehr dieser bislang letzten schweren Hochwasserkatastrophe im Oderbruch wurde im Mai 1997 an der Deichbruchstelle bei Reitwein dieser Gedenkstein aufgestellt. Niemand ahnte zu diesem Zeitpunkt, dass acht Wochen später das Oderbruch von einer noch größeren Katastrophe bedroht sein würde, die nur mit größter Anstrengung und erheblichem technischen Aufwand verhindert werden konnte.

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Der Dammkrug bei Kunersdorf

1767 wurde dem Obristen von Lestwitz vom König der Bau eines Schankkruges auf seinem Besitz erlaubt, und zwar am Wege von Kunersdorf nach Neutrebbin. Dieser Krug diente dem Ausschank von Bier und Branntwein aus der am Kavelswerder betriebenen Brauerei und Brennerei des Obristen. Die Konzession war mit der Auflage verbunden, den so genannten Wriezener Damm zwischen Kunersdorf und Neutrebbin zu unterhalten. Einen besseren Standort konnte von Lestwitz für seinen Krug gar nicht finden, als an der Grenze seiner Besitzungen zur Feldmark des neuen Kolonistenetablissements Neutrebbin. Wenn die Kolonisten vom Markt in Wriezen zurück kehrten, hatten sie den Verkaufserlös von ihren Produkten im Geldsack, so dass sich der Ausschank ganz sicher gelohnt haben wird.
Das Haus ist durchweg aus Ziegeln im Altfriedländer Klosterformat erbaut, einschließlich der Ausfachung der beiden Giebelflächen. Im Zentrum des Hauses ist der große Mantelschornstein erhalten, der sich über die Schwarzen Küche wölbt.
Das Gebäude ist in den traditionellen Formen eines Giebellaubenhaus erbaut worden. Dieser Haustyp war einst besonders am östlichen Oderufer bis weit in den Osten hinein sehr oft anzutreffen. Über der Giebellaube befand sich eine große Stube, die zu Zeiten des Dammkruges als Tanzsaal benutzt wurde.

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Weberhäuser in Amalienhof

1754 etablierte Matthaeus Baron von Vernezobre de Laurieux, Erbherr auf Hohenfinow, Tornow, Sommerfelde, Polßen, Kamikow und Kruge-Gersdorf am Fuße des Burgbergs von Hohenfinow eine Barchent (grober Wollstoff)- und Leinenweberei.
Darin stellte er 12 Webstühle auf, zu denen sich später die Hausweberei gesellte.
Die Weber kamen aus Brandenburg a.H., Rathenow, Wasungen in Thüringen und Borna in Sachsen.
In unmittelbarer Nähe der Weberei legte der Baron 1775/76 eine Kolonie an, die nach einem Vornamen seiner zweiten Frau „Amalienhof“ genannt wurde. Es entstanden für insgesamt 46 Familien etliche Doppelhäuser, von denen einige im Kern noch erhalten sind. Die Ansiedler bekamen Haus und Garten unentgeltlich, mussten aber an jährlichem Erbzins 3 Taler an die Herrschaft entrichten. Sie lebten von der Weberei und hatten jährlich 50 Pfund (23,3 kg) Baumwollgarn zu spinnen. Dem Stande nach waren die Kolonisten Militärinvaliden, Schiffer, Maurer, Böttcher, Händler, Zimmerleute, Fischer und Arbeiter. Sie hatten zunächst keinen Acker und durften auch kein Vieh halten.

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Erbbegräbnis Johannes auf dem Karlshofer Friedhof

Der kleine baumbestandene Karlshofer Friedhof liegt mitten im Oderbruch und ist von weiten Feldern umgeben. Gleich rechts hinter der Leichenhalle stößt man auf das desolate Erbbegräbnis der Familie Johannes, dessen steinerne Auszier von hoher künstlerischer Qualität kündet. Das ehemalige Ordensvorwerk Carlshof entstand im Zuge der Kolonisation des Oderbruchs im Jahre 1754. Seinen Namen erhielt es nach dem Herrenmeister des Johanniterordens Markgrafen Carl von Brandenburg-Sonnenburg. Um 1769 gab Herrenmeister Prinz August Ferdinand von Preußen dem Kammerrat Johann Nicolaus Johannes das Vorwerk Carlshof in Erbpacht. 1811 ist es dann ein landtagsfähiges Rittergut geworden. J. N. Johannes starb schon 1808 und wurde in seinem Erbbegräbnis auf dem Carlshofer Friedhof beigesetzt, wo schon seine 1779 verstorbene Gemahlin ruhte. Nachdem der vierte Besitzer mit Namen Johannes das Rittergut 1888 an den Rentier Robert Redlich in Freienwalde a.O. verkauft hatte, zog dieser nach Berlin. Robert Redlich starb 1889 und wurde in dem alten Erbbegräbnis der Besitzerfamilie Johannes begraben. Im Besitz der Familie Redlich ist das Gut dann lange Zeit verblieben. Nach der Enteignung im Jahre 1945 wurde offensichtlich auch das Erbbegräbnis geplündert, von dem heute nur noch einige Grabsteine und zerschlagene Reste der Einfassung aus Sandstein ungeordnet herum stehen.