Sommerschule am Oderbruch Museum Altranft vom 31. Mai – 5. Juni 2022
Was ist für Sie Natur? Wie engagieren Sie sich für die Natur dieser Landschaft? Welche Konflikte sehen Sie, wo stoßen sie an Grenzen? Welche Arten und Orte finden Sie bedeutsam? Was empfinden Sie, wenn Sie sich ihre – oft jahrelange – Arbeit im Kontext der Landschaftsnatur vor Augen führen?
Diese und viele andere Fragen stellten Sommerschüler der TU Dresden (Landschaftsarchitektur) und der HNE Eberswalde (Landschaftsnutzung und Naturschutz) an Menschen im Oderbruch, nämlich an Toralf Schiwietz, Hannelore Kretke, Hans-Joachim Schmidt, Peter Herbert, Birgit Groth, Alfred Effert, Evelyn Faust, Martin Müller, Björn Ellner, Christoph Nass, Michael Saß, Gisela Ziehm, Marion Krüger, Kerstin Götter, Martin Wiese, Dieter Ganzer, Petra und Reinfried Gellert und Hans Peter Trömel. Gemeinsam waren sie mit ihren Interviewpartnern unterwegs, erkundeten die Landschaft und kamen miteinander ins Gespräch. Es ging um alte Bäume und Feuchtbiotope, um Alleebaumpflege, Blühstreifen und Bibermanagement, um Verlierer und Gewinner der modernen Landwirtschaft, um Vögel und Käfer, Naturschutzgeschichte und um Kulturerbe-Orte mit einem besonderen Naturbezug. Eine Arbeitsgruppe widmete sich dem geologischen Lehrpfad in Altranft.
Zu jeder Begegnung wurde ein kurzer Text verfasst. Im Nachgang entstand eine Ausstellung, in der die Themen und Fragen, aber auch die Arten und Orte der Gespräche verarbeitet wurden. Diese Ausstellung ist nun im Oderbruchmuseum mindestens bis zum Saisonende zu sehen.
<<< Hier finden Sie die Dokumentation der Sommerschule.
Außerdem entstanden unter der Leitung von Elisabeth Lehmann und Sophie-Schultze-Allen performative Tanz-Bilder, die schließlich in der Museumsnacht am 4. Juni aufgeführt wurden. Im Gelben Salon des Museums wurde an diesem Abend aus den erarbeiten Texten gelesen, zudem wurde die erarbeitete Ausstellung präsentiert. Eine Lichtinstallation von Sven Wallrath und Till Kirchner im Park schuf eine festliche Ausnahmesituation. Am Freienwalder Landgraben betrieben Manfred Klesse und Peter Herbert eine Nachfalter- und Käferstation und kamen mit den Besuchern ins Gespräch. Noah Bartel lud unterdessen zum Malen mit Leuchtfarben ein, während die Sommerschüler im Park Musik machten.
Mehrere hundert Besucher nahmen die Einladung zu einer besonderen Museumsnacht an und kamen miteinander und mit den Aktiven des Abends ins Gespräch. Es war ein Abend wie ein Fest – und doch eine ernsthafte Begegnung mit dem Thema Natur.
Die Natur, so lässt sich ein erstes Resümee formulieren, ist im Oderbruch menschlicher Gestaltungsgegenstand. Man muss sie gewähren lassen und doch hegen und einhegen, sie genießen und achten, steuern und auch den Mut haben, Dinge offen zu lassen und seine Paradigmen zu ändern. Alles ist dynamisch, die daraus resultierende Unordnung erfordert vor allem eine intensive Kommunikation der Menschen untereinander.
Seit 2009 bieten wir Studiengängen mit Landschaftsbezug Sommerschulen für Landschaftskommunikation an. Viele davon fanden im Oderbruch statt, manche auch in anderen Landschaften und Bundesländern. Die meisten waren inhaltlich so ertragreich, dass wir noch lange von Ihnen zehren konnten. Seit 2016 binden wir die Sommerschulen in die Jahresthemen des Oderbruchmuseums ein. Das hat viele Vorteile, denn der gestalterische Rahmen des Museums ist für die meisten inspirierend und motivierend, vor allem werden die Ergebnisse von der Öffentlichkeit besser und länger wahrgenommen. Andererseits werden die Spontaneität und Leichtigkeit dieser intensiven Arbeitswochen durch den institutionellen Rahmen auch eingeschränkt.
Wir danken allen, die die Sommerschulwoche und die Museumsnacht durch ihre Zeit und ihre Mitwirkung ermöglicht und unterstützt haben!
von Kenneth Anders und Lars Fischer