Kann man Landschaft spielen? Das Spielfestival

Team _Spielentwickler

Sommerschule am Oderbruch Museum Altranft vom 23.-27. September 2019

Präsentiert am 27 September 2019 im Schloss Altranft

Das Team der Spielentwickler

Wie können „Landschaftsspiele“ das Wissen und die Auseinandersetzung mit dem Oderbruch fördern? Welche Aspekte der Landschaft kann man durch das Spiel gut vermitteln? Welche Spielformen eignen sich dafür? Brettspiel, Rollenspiel, Bewegungsspiel oder Kartenspiel? Im Rahmen einer Sommerschule mit der Eberswalder Hochschule für Nachhaltige Entwicklung wurden diese Möglichkeiten erkundet und Spiele für das Oderbruch erfunden. Am Abschlusstag präsentieren die Studierenden beim großen Spielfestival mit Jury und Preisverleihung ihre Spielideen im und am Oderbruch Museum Altranft.

 Die Spiele

 „Bau dir ein Haus im Oderbruch“

Geschicklichkeitsspiel für 2 Spieler, ohne Altersbegrenzung

Das Spiel geht spielerisch mit der Kolonialisierungsgeschichte des Oderbruchs um. Mit schmalen, balkenähnlichen Bausteinen kann ein Gebäude in den vorgesehenen Bereichen errichtet werden. Dabei gibt es kleine und größere Bauplätze. In der Mitte des Spielfeldes ist der Schachtgraben angedeutet, der die Kolonistendörfer durchzieht.

Ordnung oder Chaos – die räumliche Struktur des Kolonistendorfes ist vorgegeben
Sein Haus darf jeder bauen, wie er mag.

Bau OderBruch

Brettspiel für 2-4 Spieler, ab 12 Jahren

Wir befinden uns im Jahre 1753. Große Teile des Oderbruchs wurden trockengelegt und die Fischerei beginnt an Bedeutung zu verlieren. Immer mehr Menschen siedeln sich im Oderbruch an, um durch die Landwirtschaft zu Wohlstand gelangen. Viele Siedler wurden von der preußischen Krone angeworben und kommen oft von weit her. Aufgrund des großen Zuzuges wird die Region planmäßig bebaut: es entstehen viele neu angelegte Straßendörfer, sogenannte Kolonistendörfer. Jede Familie soll sich ihr eigenes Fachwerkhaus bauen, doch die Materialbeschaffung ist mit vielen Herausforderungen verbunden. Um Ziegelsteine zu besorgen, muss man mit der Kutsche weite Wege fahren. Holz ist ein limitierender Faktor, da es kaum Wälder gibt. Mit der Fähre muss man über die Oder fahren, um an diesen Rohstoff zu gelangen. Gefahren wie Hochwasser und Brände lauern hinter jeder Ecke. Doch alle wollen schnell ihr Haus fertig bauen, denn bald kommt der Winter und die Familie soll in der „Schwarzen Küche“ warme Suppen kochen können. Welche Materiale braucht man? Wann baut man sie ein? Und was ist ein Mantelschornstein und eine Schwarze Küche? In „Bau OderBruch“ ist es wichtig, strategisch zu handeln und einen Überblick über seine Materialien zu bewahren – nur dann ist es möglich, sein Fachwerkhaus fertig zu bauen, bevor der Winter einbricht.

BauOderBruch
Eine klassische Runde ums Spielfeld müssen sich die Spieler würfeln, um auf verschiedenen Feldern Materialien zu sammeln, die sie in Bauelemente tauschen können.

 Bauerncasino

Glücksspiel für 1 Spieler, ohne Altersbegrenzung

Allein das Glück entscheidet, wenn sich die Politik im Jahrestakt wendet, der Markt offen und unberechenbar ist und das Wetter noch der am besten zu kalkulierende Faktor zu sein scheint.

Mit drei Würfeln zum Glück – heute: Der Zuckerpreis steigt. Die Politik verhält sich ruhig. Aber seit Wochen scheint die Sonne, kein Niederschlag in Sicht. Fazit: Die Schulden steigen, aber du kannst dich über Wasser halten.

Disteljagd

Eingangstext Bewegungsspiel für 12-24 Spieler, ohne Altersbegrenzung

Die Ackerdistel – Eine Herausforderung für jeden Ackerbauern Der Kampf gegen unliebsame Gewächse auf den Feldern ist auch im Oderbruchs alltäglich. Ein Feind der Bauern ist die Distel. Wo sie sich ausbreitet, konkurriert sie mit den Kulturen um Wasser und Nährstoffe. Deshalb gilt die Devise: eine großflächige Ausbreitung der Ackerkratzdistel ist unbedingt zu verhindern. Und so kämpfen im Spiel Disteljagd die Weizenhalme gemeinsam mit dem Bauern gegen die Disteln.

Ein Spielfeld ist schnell markiert. Disteljagd ist ein Bewegungsspiel und unkompliziert auf jedem ebenen Boden zu spielen.

Gemeinsam übers Nass

Bewegungsspiel für mindestens 12 Spieler, ohne Altersbegrenzung

Das Oderbruch ist eine Landschaft, in der das Wasser beständig ein Thema ist. Fällt viel Regen, steht das Wasser manchmal auf den Feldern und es kann ein Binnenhochwasser drohen. So ist es bisweilen nicht einfach, mit trockenen Füßen anzukommen.

Mit Sandsäcken muss ein Weg über das Wasser gebaut werden. Dabei dürfen die Füße nicht den Boden berühren.
Die Gruppe, die zuerst am Ziel ist, gewinnt..

Minutenboden

Bewegungsspiel für 2 Spieler, ohne Altersbegrenzung

Das Oderbruch hat fruchtbare Böden, die sich jedoch nicht immer leicht beackern lassen. Man nennt sie Minutenböden. Oftmals ist es nur eine kurze Zeit, in der die Bauern mit ihren Maschinen den Boden bearbeiten können.


Reise durchs Bruch

Als Touristengruppe begebt ihr euch auf eine Reise durch das Oderbruch. Teilt euch in zwei Teams auf und wählt eine Spielfigur aus. Durch Würfeln könnt ihr eure Spielfigur auf dem Spielbrett bewegen. Wenn ihr auf einen Kulturerbe-Ort kommt, sucht die passende Aufgabenkarte heraus und löst die Aufgabe. Für jedes Team steht jeweils eine Aufgabe auf der Aufgabenkarte. Bei den Schätzfragen dürfen beide Teams schätzen. Für jede gelöste Aufgabe erhaltet ihr einen Taler. Ziel des Spiels ist es, 10 Taler zu erspielen. Gewonnen hat das Team, welches als erstes 10 Taler erspielt hat. Die Orte dürfen von den Teams nur einmal angelaufen werden. Kommt ihr auf ein Ereignisfeld müsst ihr die entsprechende Ereigniskarte ziehen. Viel Spaß! 

Bei der Reise durchs Bruch ist Wissen und Geschicklichkeit gefragt. Es muss auch geflochten und gezeichnet werden.
Verschiedene Aufgaben müssen im Spielverlauf bewältigt werden. Wissensfragen und Informationen über die Kulturerbe-Orte komplettieren das Spiel.

„Voll ausgeschöpft“

Brettspiel für 2-4 Spieler, ab 12 Jahren

Der Wasserhaushalt des Oderbruchs ist ein hoch kompliziertes und technisch aufwendiges System. Das Spiel „Voll ausgeschöpft“ nutzt das komplexte Fließschema als Vorgabe für die Wege, Abzweigungen und Aktions- und Quizfelder. Die Fließrichtung gibt die Richtung des Weges durch das Gewässersystem an. Dabei ist das Spiel so eng wie möglich an die tatsächlichen räumlichen Bedingungen angepasst.

Mit kleinen farbigen Kanus bewegen sich die Spieler über Gräben und Flussläufe, verharren an Wehren und müssen Aufgaben bewältigen, wenn sie auf einem Schöpfwerk anlanden.

„Schwarzer Biber“

Quatrett für 2-4 Spieler, ab 12 Jahren/h4>

Das Quartett umfasst Darstellungen und erläuternde Texte zu Kulturerbeorten, zu berühmten Persönlichkeiten, die sich um die Belange des Oderbruchs verdient gemacht haben, zu für diese Landschaft typischen Berufen, zu Speisen und dialektalen Begriffen und Redewendungen. Gespielt wird es wie das Spiel „Schwarzer Peter“, wobei die Karte hier das Problemtier des Oderbruchs, den Biber nutzt.

Unkompliziert, informativ und landschaftsbezogen, das Quartett „Schwarzer Biber“ sollte in keinem Oderbruch-Haushalt fehlen.

„Wasser, Wasser, Wasser“

Reaktionsspiel für 2-20 Spieler, ab 5 Jahren

Wasser, Wasser, Wasser ist ein Bewegungsspiel, das für das Oderbruch wichtige Begriffe spielerisch vermittelt.

„Wasser, Wasser, Wasser“ ist ein Reaktionsspiel, basierend auf der Vorlage „Feuer, Wasser, Sturm“. In dieser Version dient es zum Verständnis fünf wichtiger Begriffe, die viel mit dem Oderbruch zu tun haben. Diese sind in einer Kurzgeschichte eingebettet, um sie in einem plausiblen Zusammenhang darzustellen.


Wer bin ich? Was sag ich?

Zuordnungsspiel, 1-2 Spieler, ab 16 Jahren

Die Debatte über die Landwirtschaft in Deutschland ist voller Vorurteile. 2018 hat ein Rechercheteam des Oderbruchmuseums Altranft mit 20 Landwirten im Oderbruch über ihre Arbeit gesprochen. Dabei stellte sich schnell heraus, dass sich bei allen reiches Erfahrungswissen mit kritischem Denken verbindet. Gebräuchliche Kategorien wie bio, konventionell, industriell oder bäuerlich verschwimmen. Außerdem zeigte sich, dass der Beruf des Landwirtes mit Perspektiven auf viele Bereiche des Lebens verbunden ist. In diesem Spiel werden einige der befragten Landwirte vorgestellt. Die Fotos sind den Namens- und Betriebskärtchen zuzuordnen. Wirklich kompliziert aber wird es, wenn den Landwirten die Zitate in den Mund gelegt werden. Wer könnte welche Aussage gemacht haben? Die Auflösung finden Sie auf der Rückseite der Kärtchen.


„Zankhauspuzzle“

Puzzle für 1-2 Spieler, ab 3 Jahren

Ein Puzzle komplettiert die Spielesammlung. Es nimmt Bezug auf die räumlichen Gegebenheiten in Häusern des Oderbruchs. Beim sogenannten Zankhaus wurde eine in der Mitte des Doppelhauses befindliche Schwarze Küche von beiden Familien genutzt – was gelegentlich auch für Streit gesorgt haben dürfte.


Blog

Dieses Semester begann für eine Gruppe von zehn LANUs des fünften Semesters und einen ÖLVen des dritten Semesters mit einem sehr heiteren Thema: Spielen. Genauer gesagt der Entwicklung von Spielen. Fünf Tage tüftelten wir daran neue Brett-, Bewegungs-, Strategie- und Geschicklichkeitsspiele zu erfinden. Es wurde intensiv gemalt, gedruckt, geschnitten, gebastelt, geschnitzt, gestaltet. Acrylfarben, Buntpapier, Cutter Messer, Stempel, Druckpresse waren unsere täglichen Werkzeuge. Doch wie passt das alles mit einem naturwissenschaftlichen Studiengang zusammen? Gehört das nicht eher in die Richtung Grafik, Design, Handwerk? Genau darin bestand die Herausforderung der diesjährigen „Sommerschule Landschaftskommunikation“, einem Wahlpflichtmodul unter der Leitung von Prof. Dr. Uta Steinhardt. Unter dem Motto „Landschaft spielen“ standen wir vor der Aufgabe, ein Verständnis von Landschaft auf eine spielerische Weise zu vermitteln. Ort des Geschehens war das facettenreiche Oderbruch.  

Der erste Tag begann im Oderbuch-Museum Altranft, wo wir von unseren Koorperationspartner*innen von der Akademie für Landschaftskommunikation empfangen wurden. Ohne recht zu wissen, was uns an diesem Tag noch erwarten wird, führte man uns schnellen Schrittes durch das alte Gemäuer eines herrschaftlichen Gutshauses bis in einen Raum mit stuckverzierten Decken. Dort wurden wir über die Geschichte des Museums aufgeklärt und mit der Philosophie der aktuellen Arbeit dort vertraut gemacht. Wir hatten kurz Zeit, uns die Ausstellungsräume anzusehen. Dann erfuhren wir, dass das Museum den Fokus jedes Jahr auf ein anderes Thema zum Oderbruch legt. In der Vergangenheit waren die Jahresthemen Kulturerbe, Wasser und Landwirtschaft. Diesjähriges Thema ist Baukultur. Unsere Aufgabe für die folgenden vier Tage sollte also sein, uns in kleinen Gruppen den jeweiligen Themen Kulturerbe, Wasser und Landwirtschaft sowie Baukultur zu widmen und die Erkenntnisse in spielerische Form umzusetzen. Nach einer kurzen Kuchenpause ging es auch direkt mit der Projektarbeit los. Nochmal hatten wir Zeit die Ausstellungsräume zu erkunden. Doch jetzt mit einer ganz anderen Motivation. Fokussiert auf unsere Projektthemen durchforsteten wir jede Ecke nach Informationen, Bildern, Kunstwerken, Inspirationen. „Wie kann man Wasser spielen?“ „Es muss auf jeden Fall dynamisch sein!“ „Wie Feuer, Wasser, Sturm – nur mit Hochwasser, Starkregen, Dammbruch.“ „Oder ein Brettspiel mit dem Poldersystem als Grundlage.“ „Baukultur? Man könnte ein Fachwerkhaus bauen lassen!“ „Oder ausbauen lassen- und dann kommt einem immer wieder die Denkmalschutzbehörde in die Quere.“ In unseren Teams saßen wir auf der Terrasse vor dem Schloss zusammen und aus jeder Gruppe sprudelte es nur so vor Ideen. Ohne dass wir es merkten, brach langsam schon die Dämmerung herein und es wurde Zeit unsere Unterkunft aufzusuchen.

Der Dienstag begann mit warmen Brötchen, gekochten Eiern, Orangensaft und Tee in der Landpension Oderbruch, welche von der kalifornischen Künstlerin Judy betrieben wird. Viel Zeit hatten wir nicht, dieses leckere Frühstück zu genießen, denn der Tag hatte ein straffes Programm. Wie Reporterinnen fuhren wir mit unseren jeweiligen Projektleitenden durch das Oderbruch und befragten verschiedene Bewohnende und Gestaltende des Oderbruchs zu unseren Themen. Die Projektgruppe Baukultur besuchte unter anderem einen Architekten, welcher sich einen DDR-Typenschulbau in Plattenbauweise ausgebaut hat und als Wohnhaus und Ausstellungsraum nutzt und eine Künstlerin, welche bereits ein Brettspiel zu Generationenwandel und Baukultur erfunden hat, bei dem jedoch noch die Regeln fehlen. Spontan ließ sich noch ein Besuch in einem neuausgebauten „Zankhaus“ arrangieren, ein Mehrfamilien-Fachwerkhaus, in dem in der Vergangenheit aufgrund der gemeinsam genutzten Küche nicht selten gezankt wurde. Ein Besuch auf dem Grundstück der Hofgesellschaft erlaubte noch mehr Einblicke in vergangene Baukulturen. Mit einem Kopf voller Informationen und Spielideen kamen wir abends wieder zusammen und tauschten uns beim Abendbrot aus. Dann wurde noch eine Nachtschicht eingelegt, um konkrete Arbeitsschritte zu planen, denn viel Zeit blieb nicht mehr bis Freitag, wo unsere Spiele unter die kritische Lupe der Jury, einer Schülerinnengruppe aus Bad Freienwalde, Wriezen und Neuenhagen, genommen werden sollte.

Eine Spielidee ist nicht gleich ein Spiel, denn das Spiel muss auch funktionieren. Und ob es funktioniert stellt sich erst heraus, wenn es getestet wird. Und so wurden auch mal kurze Spielpausen eingelegt, bevor weiterentwickelt, an Ideen gefeilt und Ideen verworfen wurden. Die Zeit verging wie im Flug. In den zwei Tagen entstanden unter anderem ein Bauerncasino, bei dem man mit drei Würfeln seine Glückschancen als Bauer*in testen kann, das Teamspiel „Disteljagd“ („Der epische Kampf zwischen Bauern und Disteln“), ein Zankhaus-Puzzle, das Brettspiel „Voll ausgeschöpft“, bei dem man sich seinen Weg durch das Poldersystem des Oderbruchs bahnen muss, und noch viele weitere. Sicherlich wären uns immer komplexere Spiele eingefallen, doch die Zeit verrann.

Der große Tag war gekommen. Am letzten Tag dieser Sommerschule wurde im Schlosscafé ein kleines Spielefestival organisiert. Alle waren herzlich zum Spielen eingeladen. Ein Großteil der Besucherinnen bestand aus der Spielejury von Schülerinnen aus dem Oderbruch, die ihre Aufgabe sehr ernst nahmen. An den verschiedenen Tischen bauten wir unsere Spiele auf. Und dann wurde gespielt, gespielt, gespielt. Trotz des Regens wurden auch draußen die Bewegungsspiele getestet. Es wurde viel gelacht und für uns war es eine große Erleichterung, endlich unsere Projekte zu präsentieren. Die Schüler*innen kürten ihre Lieblingsspiele und nach einem letzten Gruppenfoto ging es dann auch schon wieder zurück nach Eberswalde, voller Hoffnung, dass unsere Spiele viele Besuchende des Museums erfreuen werden!