Die Heimatstube Neulewin befindet sich am Ortsausgang Richtung Neubarnim in einem ca. 1885 erbauten kleinen Fachwerkhaus. Zu dieser Zeit, als immer mehr der im 18. Jahrhundert errichteten Kolonistenhäuser marode wurden, kam im Oderbruch der Stil des Mitteldeutschen Ernhauses auf. Die größeren Bauern errichteten für ihre Tagelöhner diese kleinen Mittelflurhäuser. Zwei Familien wohnten damals in den Räumen und hatten jeweils eine kleine Küche, eine Kammer und einen Wohnraum zur Verfügung.
Als im Jahr 1987 das völlig kaputte Haus leer stand, entwickelte Gunter Rohde die Idee einer Heimatstube und überzeugte den Bürgermeister und viele Bürger des Dorfes von dieser Idee. Ab Oktober 1988 wurde das Haus mit Hilfe vieler Dorfbewohner, die sich unentgeltlich um Türen und Fenster, Böden, Öfen und Dach und um die Einrichtungsgegenstände verdient machten, saniert und eingerichtet. Möglichst viele Details konnten erhalten oder nach dem historischen Vorbild nachgearbeitet werden, so dass nun Hülle und Inhalt des Hauses zusammenpassen. Im September 1989 eröffnete die Neulewiner Heimatstube.
Der 1996 gegründete Heimatverein betreut bis heute das Haus, sichert die Öffnungszeiten ab und organisiert Führungen. Eine kontinuierliche tägliche Öffnungszeit war allerdings nur in den 3 Jahren möglich, in denen Frau Lämmer über eine ABM-Stelle im Haus beschäftigt war.
Die Hauptorientierung der Ausstellung zielt auf das Alltagsleben der Menschen, demonstriert die tägliche Arbeit der früheren Zeiten und zeigt, mit wie wenigen Mitteln die Tagelöhner auskommen mussten. Die Besucher finden zahlreiche Alltagsgegenstände. Vielfach erinnern sie sich an Großeltern oder Eltern, die damit noch umgegangen sind. Kindern wird verständlich, was es bedeutet, wenn ihre Großeltern davon sprechen, wie schwer sie es in ihrer Kindheit hatten. Respekt und Achtung vor der damaligen Zeit, vor den Schwierigkeiten des früheren Lebens zu vermitteln, darum bemühen sich die Ausstellungsmacher.
Auch Informationen zu der für die Gegend ungewöhnlichen Kriegsgeschichte finden sich. Neulewin war Teil eines Brückenkopfes, ein hitlergetreuer Bürgermeister mahnte zum Kampf statt zur Flucht, das Resultat waren ungleich mehr kaputte Häuser und eine von den Russen vorgegebene Flucht nach Osten, von der deutlich weniger Menschen zurückkamen, als es in anderen, frühzeitig aufgegebenen Dörfern der Fall war.
Zwischen 1997 und 2014 haben ca. 3700 Menschen die Neulewiner Heimatstube besucht. Die Gemeinde unterstützt das Haus und übernimmt die Betriebskosten. Darüber hinaus ist der Verein auf Spenden angewiesen. Die Öffnungszeiten werden von 5 ehrenamtlichen Betreuern abgesichert.
Öffnungszeiten:
Geöffnet vom 1. Mai bis Mitte Oktober immer Sa, So und Feiertage 14-16 Uhr sowie nach Absprache
Gruppenführungen können ebenfalls verabredet werden.
Almut Undisz