Aus der Luft – Oderbruch digital

Oderbruch digital - kreativ verfremdet
Abb. 1:
SRTM*-Höhendarstellung des Oderbruchs in seiner weiteren Umgebung. Oder- und Warthebruch sowie anschließende Talungen in Dunkelgrau. Höhen der umgebenden Moränenplatten in Orange. Neuenhagener Oderinsel und Reitweiner Sporn charakterisieren nördliche und südliche Begrenzung des Oderbruchs. Weitere auffällige Formen sind die Rauener Berge in Ausschnittsmitte am südlichen Bildrand sowie darüber die Buckower Rinne mit der kesselartigen Aufweitung der Märkischen Schweiz. [Breite des Ausschnitts ca. 180 km]

Oderbruch digital – kreativ verfremdet

Von Claus Dalchow

Zunehmend genaue digitale Höhendaten, überlagert mit Satellitenbildern der Landoberfläche, erlauben inzwischen realitätsnahe Darstellungen von perspektivischen Ansichten beliebiger Landschaftsausschnitte.

Neben dieser Annäherung an wirkliche Ansichten werden auch digitale thematische Kartendarstellungen durch verbesserte Datenlage und Präsentationssoftware immer detailreicher. Solche Karten (bzw. Blockbilder) handeln von selektiv hervorgehobenen Aspekten der Wirklichkeit. Die Darstellungsweise der jeweiligen Themen verlangt ansprechende und klar verständliche Farb- oder Musterauswahl etc. Besonders gelungene thematische Karten zeigen dabei Verteilungs- und Farbmuster von ästhetischer Qualität und regen an, ähnliche Gestaltungen auch unter kreativen Gesichtpunkten vorzunehmen.

Vor diesem Hintergrund werden hier Farb- und Musterspiele vorgestellt, die auf digitalen Höhendaten des Oderbruchs und seiner Umgebung basieren.

Die Höhendaten selbst bleiben z. B. bei den ersten 7 Abbildungen unverändert, lediglich die farbliche Hervorhebung verschiedener Höhenbereiche wurde variiert. Damit sind die farblich akzentuierten Bereiche getreue Abbilder von in der Wirklichkeit bestehenden Höhenbereichen, nur finden sich in der Realität kaum Prozesse, welche diese Höhenbereiche derart ausgrenzen bzw. zusammenführen, geschweige denn kolorieren.

Ausnahmen sind freilich Schneefälle, die ab einer bestimmten Höhe die Landschaft weiß färben, Hochwasserstände, die eine scharfe horizontale Grenze in die Landschaft legen, sowie – in Gebirgen – höhenabhängige Vegetationsgürtel.

Die Durchdringung einer kreativ willkürlichen Gestaltungsdimension (Farbklassen, -übergänge) mit den realitätsbezogenen Höhendaten kann den Betrachter gedanklich sowohl von der dargestellten Landschaft zu losgelöster Bildbetrachtung hin entfernen wie auch neue Interpretationen der zugrunde liegenden Landschaft anregen.

*Als Datengrundlage dienen Höhendaten der Shuttle Radar Topography Mission (SRTM) der Nasa von 2003 mit einer Auflösung von ca. 60 Metern sowie Daten des Digitalen Geländemodells im 25m-Raster (DGM 25) der Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg.
Die DGM-Daten bieten die Höhe der mineralischen Erdoberfläche, wogegen die SRTM-Daten infolge des zugrunde liegenden Radarverfahrens die von Baumkronen, Gebäuden etc. gebildete Oberfläche wiedergeben. Die SRTM-Daten besitzen damit nur in unbebauten, niedrig bewachsenen Bereichen die gleiche Höhe wie die DGM-Daten, wogegen besonders Waldstücke sich wie aufliegende Rindenstücke abheben.

Oderbruch digital - kreativ verfremdet

Abb. 2:
SRTM*-Höhendarstellung mit Farbverlauf Schwarz zu Gelb. Hier treten auch schmalere, höher liegende Talzüge wie das Eberswalder und Berliner Urstromtal in der westlichen Bildhälfte sowie weitere noch kleinere Täler deutlich hervor. [Breite des Ausschnitts ca. 180 km]

Oderbruch digital - kreativ verfremdet

Abb. 3:
SRTM*-Höhendarstellung mit Farbverlauf in den großen Becken und Talungen von Blau über Gelb zu Rot. Neigung des Oderbruchs, Deiche und alter Oderverlauf auf Wriezen zu treten hervor. Die Höhen sind gleichmäßig kupferfarben, das eingelassene Netz von Tiefenlinien samt unmittelbar anschließender Hänge in Abstufungen von Violett. [Breite des Ausschnitts ca. 130 km]

Oderbruch digital - kreativ verfremdet

Abb. 4:
SRTM*-Höhendarstellung mit einheitlichem Ockergelb für Becken und Talungen. Höhen in Orange, Übergang zwischen Talungen und Höhen in Blaugrau. Halbrundungen am Oderbruchrand (bes. nordwestlich des Reitweiner Sporns sowie nördlich von Küstrin sowie westlich der Neuenhagener Insel) treten deutlich hervor. [Breite des Ausschnitts ca. 130 km]

Oderbruch digital - kreativ verfremdet

Abb. 5:
SRTM*-Höhendarstellung des engeren Oderbruchbereiches in zur Tiefe zunehmen-dem Rot. Das Oderbruch tritt als „glühende“ Vollform gegen das umgebende Schwarz her-vor; seine Feinstruktur ist angedeutet. Größte Erhebungen der Umgebung (Freienwalder Höhen etc.) in schwachem Grau. [Breite des Ausschnitts ca. 55 km]

Oderbruch digital - kreativ verfremdet

Abb. 6:
SRTM*-Höhendarstellung des engeren Oderbruchbereiches mit Schwarz für umgebende Höhen sowie für Beckengrund. Lediglich Höhenbereiche des Beckenrandes in Beige. Das Oderbruch zeigt sich in geläufigem Umriß, aber mit vegetativ anmutenden Ausfransungen. [Breite des Ausschnitts ca. 55 km]

Oderbruch digital - kreativ verfremdet

Abb. 7:
SRTM*-Höhendarstellung mit intervallartigen Übergängen von Gelb zu Schwarz. Der Beckengrund bleibt innerhalb eines Intervalls. Umgebende Höhen wirken durch wiederholte Farbintervalle lebendig geschuppt. Betonung der Unterschiede zwischen Bruch und Moränenplatten hinsichtlich Lebendigkeit des Reliefs. [Breite des Ausschnitts ca. 55 km]

Oderbruch digital - kreativ verfremdet

Abb. 8:
DGM*-Höhendarstellung der Buckower Rinne mit ähnlicher Farbgebung wie in Abb. 7. Rinne, kesselförmige Aufweitung in der Märkischen Schweiz sowie trichterförmige Ausmündung in das Oderbruch werden hervorgehoben.
[Breite des Ausschnitts ca. 12 km; zur Lage s. Abb. 1]

Oderbruch digital - kreativ verfremdet

Abb. 9:
DGM*-Höhendarstellung des Schwemmfächers des Mühlenfließes bei Platkow mit ähnlicher Farbgebung wie Abb. 6 u.7. Oderbruchrand fällt mit Farbintervallgrenze zusammen, Schwemmfächer und eingesenktes Kastental haben stetige Farbabstufungen.
[Breite des Ausschnitts ca. 8 km; zur Lage s. Abb. 1]

Oderbruch digital - kreativ verfremdet

Abb. 10:
Variation von Abb. 9 (Farbgebung analog Abb. 5).

Oderbruch digital - kreativ verfremdet

Abb. 11:
Variation von Abb. 9 (Farbgebung ähnlich Abb. 9; tiefer liegendes Farbintervall in Blau).

Oderbruch digital - kreativ verfremdet

Abb. 12:
Engerer Oderbruchbereich. Auswahl langwelliger Landschaftsschwingungen aus SRTM*-Höhendaten mittels Fourier-Analyse. Stärker ausgeprägte Landschaftswellungen in Schwarz. [Breite des Ausschnitts ca. 55 km]

Oderbruch digital - kreativ verfremdet

Abb. 13:
Auswahl kurzwelliger Landschaftsschwingungen, analog zu Abb. 12.
Während diese Abb. die „Fingerrillen“ der Landschaft wiedergibt, zeigt Abb. 12 die gröberen „Handlinien“.

Oderbruch digital - kreativ verfremdet

Abb. 14:
DGM*-Höhendarstellung des Oderbruchs und westlich anschließender Moränenplatten und Urstromtäler. Schwarz nimmt mit der Höhe zu. Freienwalder Höhen, Boossener Höhen und Rauener Berge erscheinen als dicke, untransparente Bereiche, während das Oderbruch und die Urstromtäler „Licht aus dem Erdinneren“ durchlassen. Auf dem westlichen Barnim fällt ein rhythmisch-schuppiges Höhenmuster auf.
[Breite des Ausschnitts ca. 140 km; DGM-Daten nur für Brandenburger Gebiet vorhanden]

Oderbruch digital - kreativ verfremdet

Abb. 15:
SRTM*-Höhendarstellung analog zu Abb. 14. Unruhigerer Bildeindruck infolge des Hervortretens der Höhenlagen der Waldoberflächen.

Claus Dalchow

Dr. rer. nat. Claus Dalchow, Jg. 1957,
ist Publikationsmanager am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg.

Er studierte Geographie und Germanistik an der Technischen Universität Braunschweig und promovierte 1990 im Fach Bodenkunde an der Technischen Universität Berlin zu Themen der Landschaftsgenese. Nach zwei Jahren als assistant managing editor beim einem internationalen geowissenschaftlichen Verlag führte ihn 1993 der berufliche Wechsel zum ZALF in die unmittelbare Nähe des Oderbruchs. Neben dem Publikationsmanagement bildeten Landnutzungsgeschichte, historische Bodenerosion sowie Landschaftsgenese einen wiederkehrenden Gegenstand seiner Forschungsarbeiten, die neben Fachbeiträgen auch in populärwissenschaftlicher Vermittlung Ausdruck finden.

Claus Dalchow hat einen Lehrauftrag an der Universität Potsdam und ist Vorstandsmitglied der in Möglin ansässigen Fördergesellschaft Albrecht Daniel Thaer.

Weitere Beiträge:
<<< Greift die Oder ins Elbegebiet? Von Claus Dalchow und Joachim Kiesel