Kirche im Oderbruch

– eine Skizze

Von Erdmute Rudolf

1. Kirchen sind Landmarken. Sie zeigen an, dass an diesen Stellen Menschen christlichen Glaubens gesiedelt haben, um gemeinsam zu leben.
2. Als besondere Marken in der Landschaft waren Kirchtürme schon von weither sichtbare Zeichen für Zuflucht und Schutz.
3. In den Dörfern des Oderbruchs entspricht die Bebauung weitgehend noch den gewachsenen Ortsstrukturen.
4. Kirchbauten, Pfarrhäuser und Schulen stehen in vielen Dörfern noch immer an der Stelle, die ihnen mit der ursprünglichen Straßenführung zugewiesen wurden.

Die Zusammenhänge der Entwicklung zwischen Kirchgemeinden und Kommunalgemeinden im Niederoderbruch sollen im Folgenden dargestellt werden.

Die Stadt Wriezen am Alten Oderstrom dominierte neben dem Adel das wirtschaftliche und gesellschaftliche Geschehen im nördlichen Bruch. Die Kirche Sankt Marien hatte seit ihrer Gründung im 14. Jahrhundert Rechte und Besitzungen im weiten Umfeld. Auch nach der Reformation war diese große und bedeutende Kirche in der Pflicht, mit evangelischer Lehre und Betreuung den alten Ortschaften zu dienen: Altwriezen, Kietz, Reetz, Meetz und Wustrow.

Nach der Verlegung des Oderstromes in den Jahren 1747-1753 zwischen Güstebiese und Hohensaaten entstanden die neuen Kolonistendörfer. Nach den Königlich Preußischen Dorfplänen sollten einfache Fachwerkhäuser, Scheunen und Ställe für die Siedler gebaut werden. Friedrich II. hatte aber auch für ausreichende Schulbildung und mit seiner Toleranzpolitik für Kirchengebäude zu sorgen. Mit den Kolonistendörfern entstanden allmählich auch die Kirchen. Zuerst baute man in Neulewin 1764, danach bis 1771 in Neutrebbin, Neubarnim, Neulietzegöricke, Neuküstrinchen und Neutornow, ab 1776 auch in Kleinbarnim und Neumädewitz. So wurde der Bau der ersten sechs Kolonistenkirchen zwar zeitig begonnen, aber die Fertigstellung zögerte sich so lange hin, dass in Neutrebbin und Neuküstrinchen das Fachwerk schon wieder vorher einzustürzen drohte.

Die Mark Brandenburg hatte sich nach der Reformation evangelisch-lutherisch ausgerichtet. Nun kamen Schweizer, Österreicher, Württemberger, Polen und Mecklenburger in das Siedlungsgebiet. Viele Ausländer kamen als Reformierte Protestanten an die Oder. Erkennbare Unterschiede zu den Lutheranern sind ein anderes Sakramentsverständnis und die Ablehnung von Bildern und Kunstwerken im Kirchenraum. Für die Siedler war christlich kirchliches Leben selbstverständlich, ja die Freiheit für den christlichen Glauben war sogar oft Voraussetzung für ihre Zusage zur Übernahme einer Siedlung.

Nachkommen von Glaubensflüchtlingen aus Frankreich kamen über die Schweiz als reformierte Christen nach Preußen. Als Beispiel sei genannt die Familie Lua oder auch Loi, die um 1785 in Neurüdnitz siedelte. Christian Friedrich Wilhelm Lua wurde als Reformierter Schulhalter angestellt und hatte mit dem Lutherischen Lehrer vorerst zusammen zu arbeiten, was ziemlich problemlos möglich war. Die Familiennamen Maire in Neutrebbin oder Manthé in Wriezen gehören unter anderen in die Reihe ausländischer Einwanderer. Mit diesem Beispiel wird deutlich, dass die Vielfalt protestantischer Strömungen in dem religionsoffenen preußischen Staatswesen berücksichtigt wurde, aber auch die kleine Minderheit der Katholiken fand die erforderliche geistliche Versorgung. Das Nebeneinander von Reformierten und Lutherischen Gemeinden im gleichen Dorf wurde hier im Niederoderbruch zur Normalität. Davon ist heute nicht mehr viel zu erkennen, aber es ist doch sehr interessant, was so nach 1760 sich entwickelte.

Nach dem siebenjährigen Krieg musste in Preußen strenger gerechnet werden, was sich beim Bau der neuen Kirchen bemerkbar machte. Für den Norden des Bruches wurde Neuküstrinchen als Kirchenstandort nach genauen Entfernungsberechnungen festgelegt. Neben diesem Bau wurden etwa 1775 zwei Pfarrhäuser gebaut, jeweils für den Reformierten Pfarrer und den Lutherischen Pfarrherrn. Diese waren zuständig für Neuküstrinchen, Neurüdnitz, Neuglietzen, die Reetzdörfer, Neuranft, Neutornow und Neulietzegöricke mit Neukietz und Neuwustrow. Der Rest blieb zu Wriezen gehörig. In diesem Bereich mussten ihnen die Lehrer und Küster mit vielen Diensten behilflich sein, zusätzlich zu ihrem normalen Schuldienst.

In den neuen Dörfern Neulewin, Neutrebbin und Neubarnim wurden die Aufgaben der Pfarrer und Lehrer ähnlich verteilt. Ab 1760 erhielt die reformierte Schule in Neutrebbin zwei Lehrer und ab 1770 kam ein Reformierter Pfarrer, der auch für die Reformierten in Neulewin zuständig war. Neulewin hatte einen Lutherischen Pfarrer, der viermal im Jahr in Neutrebbin Abendmahlsgottesdienst zu halten hatte. Hier und in Neubarnim wurden ab 1764 Lehrer angestellt, sie kamen teilweise als ausgediente Soldaten zu diesem Amt. Die beiden Lehrer in Neubarnim wurden mit je 10 Morgen Land ausgestattet, damit konnten sie sich selbst versorgen. Andere mussten sich ihr Brot durch Arbeit im Handwerk oder auf einer Siedlung zusätzlich verdienen. In der Regel war die Entlohnung der Lehrer mangelhaft und ihre Wohnung in den bescheidenen Schulräumen musste als unzumutbar gelten. Oftmals litt darunter die Qualität der Schulbildung und auch die Eignung der Lehrer. Für die Dorfkinder, die nur im Winter Zeit hatten, die Schule zu besuchen, galten diese Voraussetzungen als ausreichend. Eindrucksvoll zeigt das Schul- und Bethaus Wuschewier heute noch die Lebensbedingungen, obwohl 1764 beim Bau des Hauses die Räume noch kleiner gewesen sind.

Die Trennungslinien zwischen den unterschiedlichen protestantischen Glaubensrichtungen waren für den weiteren Fortschritt im preußischen Gemeinwesen hinderlich. Es gab seit König Friedrich I. um 1705 schon Ansätze zu Reformen, aber erst unter Friedrich Wilhelm III. entstand der Zusammenschluss zur Evangelischen Kirche der Union. Dazu war eine intensive politische Vorbereitung vorausgegangen. Der Landesherr, also der preußische König, behielt die Oberhoheit. Als Durchführungsinstrument kirchlicher und staatlicher Belange wurde das Konsistorium gestärkt. Die Evangelische Kirche der Preußischen Union formierte den Umsetzungsprozess ab 1817 bis 1822. Dem Königlichen Konsistorium wurde auch weiterhin das Schulwesen unterstellt. Damit stand die Kirche in der Verantwortung, die Schulbildung weiter zu entwickeln. Das bedeutete für die Zukunft eine große Aufgabe. In den wachsenden Städten und Dörfern wuchs die Anzahl der Einwohner und der schulpflichtigen Kinder. Zum Ende des neunzehnten Jahrhunderts war die Schülerzahl in den Klassen mit 80 bis 90 Kindern nicht ungewöhnlich. Bis 1918 blieb die Kirche in Deutschland verantwortlich für das Schulwesen. Die Trennung von Staat und Kirche begann erst nach dem Ersten Weltkrieg. Kultur und Kirche ergänzten sich.

Trotz mancher Engführung in festgefahrenen Traditionen war das Dorfleben auch bunt und fröhlich. Feste wurden gefeiert, Pfingsten und Erntedanktanz gab es für alle. An Hochzeiten war das ganze Dorf beteiligt. Allerdings herrschte überall preußische Ordnung. Die Markgräflichen Ämter und die Städte setzten mit ihrer Gerichtsbarkeit feste Grenzen. So war festgelegt, woher das Bier zu beziehen war und wer zum Tanz aufspielen durfte. Zum Beispiel wurde im Amt Friedland vorgeschrieben, dass in den Barnimdörfern nur die Musikantengruppe eines Herrn Lindenberg auftreten durfte. Das war aber nicht im Sinne der Dorfleute. Sie wollten sich ihre Musikanten selbst aussuchen. Mit einem Protestschreiben meldeten sie sich im Amt Friedland: „Der Lindenberg und Konsorten beleidigt uns durch schlechtes Benehmen, er und seine Leute essen auch zu viel bei der Festtafel. Wir verlangen, frei und selbständig unsere Musiker auszuwählen.“ Das ist dann auch gelungen, aber für den Amtmann war es ein anstrengender Prozess.

Es beeindruckt heute noch das Durchsetzungsvermögen der 13 Bauern in Altwustrow, die 1789 auf eigene Kosten für ihr Dorf eine Kirche erbauten. Trotzdem das Konsistorium in Berlin keine Genehmigung für den Schwarzbau erteilte, steht diese schöne Kirche heute noch.

Leben und Kultur im Oderbruch blieb nach wie vor abhängig vom Hochwassergeschehen. Die Bewirtschaftung des fruchtbaren Ackerlandes hatte sich gut entwickelt, aber jedes Hochwasserjahr brachte herbe Rückschläge und große Not für die Bewohner. Sie forderten von ihren Deichdeputierten eine bessere Vorflutlösung, Schutz vor Rückstauüberflutungen und wirksame Deichreparaturen nach Hochwasserschäden am Hauptdeich. Als die schlimmsten Hochwasserjahre gelten 1768, 1770, 1783, 1785, 1830, 1838, 1868, 1940 und 1947.

Die Kirche hielt sich nicht still beiseite, sondern unterstützte die Forderungen. Ein deutliches Beispiel gab der Prediger Jakob aus Neuküstrinchen im Juni 1829. In einem flehentlichen Schreiben an das Finanzministerium bat er um Schutz vor der dauernden Wassernot, deren Ausmaße er eingehend schilderte. Beachtlich ist, dass er für zehn Gemeinden zuständig war, für deren Belange er sich verantwortungsvoll einsetzte:
„Seit meiner 16jährigen Amtsführung habe ich diese Folgen vor mir gesehen und sie mitgetragen, acht Wasserjahre erlebt und darunter zwei vorzüglich harte, aber keins, in dem nicht die untersten Dörfer Überschwemmungen gehabt hätten.“ Die ingenieurtechnischen Pläne zur Melioration lagen vor. Der Plan von Cochius zur Kupierung der Alten Oder bei Güstebiese wurde 1809 vorgelegt und fand mehrheitliche Zustimmung. Gegen den Widerstand des Adels konnte er aber lange Jahre nicht durchgesetzt werden.

Die gesellschaftspolitische Epoche der Aufklärung brachte um 1800 bedeutende Fortschritte in der Wissenschaft und folglich auch in der Wirtschaft und in der Gesellschaftsstruktur. Dazu gehörten auch Wechselwirkungen zwischen Kirche und Regierung. Bildungsmöglichkeiten erweiterten sich. Zum Beispiel hat die Frau von Friedland die Pfarrstelle in Cunersdorf aufgehoben, die Amtsgeschäfte nach Altfriedland beigelegt und das dadurch eingesparte Gehalt für die Schulbildung von Bauernkindern des Dorfes nach Wriezen gestiftet.

Die Stein-Hardenbergschen Reformen von 1811 brachten neue Möglichkeiten für Wirtschaft und Politik. Die notwendigen Veränderungen begannen aber schleppend und zogen sich über Jahrzehnte hin. Besonders in den Gutsbezirken, also in den Rand- und Höhendörfern war von demokratischer Mitbeteiligung wenig zu bemerken. Dennoch begann seit Frau von Friedland und Albrecht Daniel Thaer ein enormer Aufschwung für die Landwirtschaft. Bildungsmöglichkeiten erweiterten sich. Landwirtschaftliche Be- und Verarbeitungstechnologien, wie Zuckerrübenanbau und Zuckergewinnung prägten besonders die zweite Hälfte des 19.Jahrhunderts. Bauernhöfe im Oderbruch zählten zum landwirtschaftlichen Fortschritt in Deutschland.

Die Kirchengebäude erlebten nach 1800 bewegte Zeiten. Die ersten Kolonistenkirchen verfielen bald infolge mangelhafter Bauausführung, nur in Neubarnim stand die Fachwerkkirche von 1771 dank fachgerechter Erhaltung bis zum Kriegsende 1945. Neue Kirchen, vorwiegend in Massivbauweise entstanden. So in Neutrebbin (1817), Neuhardenberg (1817), Neulietzegöricke (1840) und Neulewin (1841) in neuem Fachwerkbau, wie auch Altwriezen, Neuküstrinchen (1878-1880), Kunersdorf (1781), Altmädewitz (1837), Altglietzen (1856). Neutornow bekam den Turmanbau 1876.

Diese Kirchen sind, bis auf wenige Veränderungen, bis in das 20. Jahrhundert für die Gemeinden die zentralen gottesdienstlichen Räume geblieben. Durch den 1. Weltkrieg 1914-1918 sind hier im Oderbruch keine großen Schäden entstanden. Mehrere Glocken wurden zur Waffenherstellung eingeschmolzen. Die Zivilbevölkerung hatte zu leiden und viele junge Männer mussten ihr Leben opfern.

Der Hitlerfaschismus brachte mit seiner schöngefärbten Arierpolitik harte Herausforderungen für kritische, anders denkende Menschen. Innerhalb der Kirchen bekannten sich Christen spontan zum Widerstand. In Neutrebbin traten die Kirchenältesten gemeinsam mit ihrem Pfarrer Schmudde gegen die „Deutschen Christen“ an. Der Pfarrer wurde verhaftet, die Ältesten und die gemeinde hielten zu ihm.

Dann kam mit dem Nationalsozialismus der 2. Weltkrieg mit aller Härte und besonders 1945 in diese Region beidseitig der Oder. Was der Krieg von einst blühenden Dörfern übrig ließ, waren nur noch Spuren des bisherigen Lebens. Überall standen die vor der Evakuierung Zurückkehrenden vor den Trümmerhaufen und fanden die zahllosen Toten, die übrig blieben von den grausamen Kämpfen. Im mittleren Bruch um Seelow herum waren die Schäden so schwer, auch besonders an den Kirchen, dass bis heute noch viele nur als Ruinen existieren. Im Niederoderbruch beschränkten sich die Totalzerstörungen auf die Kirchen Wriezen, Neumädewitz, Kunersdorf, Neulewin, Neubarnim. In der Nachbarregion wurden die Kirchen von Ortwig, Kienitz, Großneuendorf und Letschin zerschossen.

Danach setzten die Befehle der Sowjetischen Militäradministration weitere Zerstörungsaktionen durch die neu eingesetzten örtlichen Räte in Gang. Statt Wiederaufbau war mancherorts Abriss angesagt, so in Letschin, Sophienthal und Kunersdorf. Dennoch wurden auch einige Neubauten von den Kirchengemeinden und der Landeskirche durchgesetzt. So entstand von 1951- 1955 der Kunersdorfer Rundbau auf neuem Standort nach Plänen von Baurat Steinberg, durch Initiativen der Landeskirche. Auch in Gorgast wurde ein Kirchneubau möglich.

Durch die DDR-Zeiten hindurch wurden mühsame Aktivitäten der kirchlichen Selbsthilfe für notwendige Reparaturen realisiert. Dabei trugen die Gemeindeglieder zur ideenreichen Materialbeschaffung und zur Arbeitsleistung bei.

Die parteipolitischen Ziele des SED – Machtapparates haben in vierzigjähriger Durchsetzung wesentliche Veränderungen in der Sozialstruktur besonders in den Dörfern bewirkt. Bauern mit größeren Wirtschaften wurden als Saboteure vor Gericht gestellt oder auf andere Weise unter Druck gesetzt. „Industriearbeiter aufs Land“ sollten eine Hilfe gegen den Niedergang der Landwirtschaft bewirken. Die Siedlungshäuser für Neubauern wurden dringend zur Linderung der großen Wohnungsnot der Flüchtlinge gebraucht. Geringbezahlte Verdienstmöglichkeiten gab es in den sich allmählich entwickelnden LPG. Erst die siebziger Jahre brachten der Landwirtschaft Aufschwung. Für das Lebensniveau der Familien blieb bis zum Ende der DDR die Möglichkeit, aber auch die Notwendigkeit, Geld zu verdienen nach Feierabend. Gurken, Tabak, Schweinemast und anderes musste den kargen Tagesverdienst aufbessern. Die Lebensbereiche Schule, Gesundheitswesen, Handel und Wandel wurden von der geltenden Politik geprägt, positiv und negativ. Auch jetzt und heute noch leben die Menschen hier mit den erworbenen Erfahrungen und Grundeinstellungen. Vieles davon hat vor und nach dem Zusammenbrach des Staatssozialismus kritische Aufmerksamkeit und neue Entschlüsse gefördert.

Freilich sind in den Kirchengemeinden die Mitgliedszahlen bis zur zweiten Jahrtausendwende drastisch gesunken, was sich nicht nur auf die neuen Bundesländer beschränkt. Die Herausforderungen an die Kirchgemeinden sind enorm, neue Wege sind zu gehen. Es muss neu gerechnet werden, ohne das Wesentliche christlichen Glaubens zu übersehen. Die Botschaft der Bibel bleibt die Zusage, mit der Christen leben. Es ist angesagt, wieder Hoffnung und Vertrauen zu wagen.

Das gilt so nicht nur für Kirchengemeinden, auch im kommunalen Bereich sind neue Ideen gefragt, weil die Gesamtbevölkerung deutlich und bedrohlich geringer wird.

Staatliche Finanzierung für Bildung, Kultur, Jugendarbeit und Feuerwehr wird vor allem in den kleinen Dörfern drastisch gekürzt. Dennoch Mut machend sind gemeinnützige Vorhaben, die gemeinsam in den Dörfern durchgesetzt wurden und noch weiterhin werden. Auch wenn die Zahl der beteiligten Mitmenschen und die Finanzen gering bleiben, vielfältige, freiwillige Arbeit wird fast überall geleistet und es sind doch viele positive Zeichen zu erkennen. Dazu gehören Dorffeste, an denen sich auch die Kirche beteiligt, Aktivitäten gegen Rassismus und Gewalt, Seniorenarbeit, Kulturarbeit. Ehrenamtliche unterstützen den Diakonischen und den Sozialbereich.

Kirche hat im Lande einen besonderen Bonus, den sie nicht leichtfertig vergessen sollte: sie hat öffentliche Rechte, öffentliche Gebäude, theologisch geschultes Fachpersonal und Menschen mit gutem Willen. Beachtlich überraschend werden Dorfkirchen instand gesetzt, die schon fast aufgegeben waren. Ganz unterschiedlich sind die Beweggründe. Der Gottesdienst soll schön sein und nicht von bröckelndem Putz eingestaubt werden. Es wird auch das Anliegen deutlich, dass die Kirche im Dorf weiterhin ihren Platz behalten soll, dass Heimat und Kultur lebendig bleiben und gepflegt werden.

Neben vielen der jetzt neu renovierten Dorfkirchen soll besonders eine genannt werden. Das ist die neue Fachwerkkirche in Sophienthal. Nach dem Kriege war dieses kleine Kirchlein zwar beschädigt, hätte aber wieder repariert werden können. Aber sie wurde abgetragen und war weg, bis auf den Glockenschauer.

In diesem kleinen Dorf machten sich die Christen stark, gemeinsam mit ihrem Letschiner Pfarrer holten sie den Kirchenkreis Oderbruch und aktive Helfer an Land. Wirklich konnte im Sommer 2005 die Fachwerkkonstruktion der Nachfolgekirche errichtet werden. Der Dank dafür geht insbesondere an Lehrobermeister Sawall, der mit kompletter ehrenamtlicher Hilfe durch seine jungen Zimmermannsmeister ein besonderes Bravourstück geleistet hat. Das ganze Dorf hat an diesem Tag gestrahlt in Freude, Anerkennung und Dankbarkeit.

Eine kleine Kirche in einem kleinen Oderbruchdorf ersteht hier in Sophienthal. Sie wird eingeweiht im Mai 2006. Die Bürger nehmen Anteil und die Nachbargemeinden sind mit großem Ein gutes Zeichen für die gemeinsame Zukunft in Kirchengemeinden und Bürgergemeinden könnte das vielleicht sein.

Quellennachweis:
Archiv der Ev. Kirchengemeinde Altfriedland Brandenburg. Landeshauptarchiv Potsdam Mengel, Peter Fritz. Das Oderbruch Eberswalde 1934 Müller-Heynen, Brigitte. Freienwalder Heimatkalender 2006 Neulewin 250 Jahre – Auf den Spuren der Geschichte Neubarnim – Kleine Dorfchronik 1755 – 2005 Pfarrer Schneider Neuküstrinchen, mündl. Auskunft

Die Kirche von Neutornow, 2005
Die Kirche von Neutornow, 2005

Kirche von Altglietzen
Die Kirche von Altglietzen lugt aus den Bäumen, 2005. Nach dem Krieg konnte das zerstörte Spitzdach nur noch durch eine einfache Konstruktion ersetzt werden.
Kirche von Neulietzegöricke
Die Kirche von Neulietzegöricke, 2006
Kirche von Neuküstrinchen, 2005
Kirche von Neuküstrinchen, auch „Dom des Oderbruchs“ genannt, 2005

Schul- und Bethaus Alttrebbin, 2006
Schul- und Bethaus Alttrebbin, 2006
Fachwerkkirche Wilhelmsaue, 2006
Fachwerkkirche Wilhelmsaue, 2006 – einst ein Schul- und Bethaus, immer noch eine Kirche, heutzutage aber auch Ort der Kunstmärkte und vieler kultureller Veranstaltungen
Die Kirche von Neutrebbin, 2006
Die Kirche von Neutrebbin, 2006

 

Kirche von Altwustrow, 2006
Die Kirche von Altwustrow, 2006: Einst aus Eigensinn gebaut, nun aus Eigensinn restauriert.
Kirche Neubarnim, 2006
Kirche Neubarnim, 2006
Kirche Buschdorf, 2006
Kirche Buschdorf 2006 – hier findet das Gemeindeleben seit dem Krieg unter sehr einfachen Bedingungen statt.
Kirche von Kunersdorf
Kirche von Kunersdorf, einer der wenigen Kirchneubauten der DDR-Zeit.
Kirche von Letschin
In Letschin blieb der Kirchturm – hier wird zum Gottesdienst geläutet, der dann in einem Gemeindesaal am Ortsrand stattfindet.
Gemeindehaus in Neulewin, 2006
Gemeindehaus in Neulewin, 2006. Die alte Kirche steht nicht mehr – kirchliches Leben ist trotzdem möglich.
Kirche von Sophienthal
Sophienthal, April 2006, kurz vor der Einweihung. Der erste Kirchenneubau im Oderbruch ist für viele ein Zeichen der Hoffung.