Schul- und Bethaus Altlangsow

Foto Horst Drewing

Die Kirche

Das Schul- und Bethaus Altlangsow wurde 1832 errichtet. Unter einem Dach vereinte es einen großen evangelischen Betsaal mit einer Schulstube und der dazwischen liegenden Lehrerwohnung.

Die Gestaltung geht auf Entwürfe Karl Friedrich Schinkels zurück, diese Entwürfe wurden von König Friedrich Wilhelm III. zum Modell für Landkirchen in den preußischen Provinzen bestimmt („Schinkelsche Normalkirchen“).

Altlangsow um 1909 Foto Kirchenim Oderbruch
Kirchraum SBAltlangsow um 1955_Foto_Privatbesitz

Das Schul- und Bethaus wurde als Fachwerk mit Ziegelausfachungen in einem rechteckigen Grundriss erstellt. Am westlichen Giebel befindet sich ein großes Segmentbogenfenster, mit dem der Altarraum sowie der mittlere Teil des Kirchenschiffs beleuchtet wurde. Zur Straßenfront befinden sich hochrechteckige Fenster, die paarweise zusammengefasst sind. Der Betsaal besteht aus einem Hauptschiff sowie zwei Seitenschiffen, die durch Holzsäulen im dorischen Stil voneinander getrennt sind. Das Mittelschiff besitzt eine kassettierte Holztonnendecke.

Hochzeit SBAltlangsow vor 1894 Foto_Privatbesitz
Schulklasseum 1925 SBAltlangsow Foto Privatbesitz

Bis in die späten 1950er Jahre füllte eine kleine, aber engagierte Kirchgemeinde das Haus mit Leben. Dann nahm die Kraft der Gemeinde ab, wie dem Visitationsbericht eines Pfarrers aus den frühen 1960er Jahren zu entnehmen ist. Die kirchliche Nutzung des Betsaals wurde 1974 aufgegeben; der Saal dem Verfall preisgegeben. Anfang der 1980er Jahre begann eine denkmalgerechte Rekonstruktion, die sich bis in die 1990er Jahre hineinzog. Am 1. Dezember 1991 überließ die Gemeinde Werbig dem Förderverein Schul- und Bethaus Altlangsow e.V. das Gebäude zur unentgeltlichen Nutzung als Ausstellungsraum.

Renovierung 1987 Foto Privatbesitz

Im Jahre 2015 erfolgte eine erneute grundlegende Sanierung des Gebäudes. Neben dem ehemaligen Betsaal, der als Hauptausstellungsraum genutzt wird und dem ehemaligen Schulraum, der als Ausstellungsraum und Café dient, wurde dabei der größte Raum der Lehrerwohnung ebenfalls in einen Ausstellungsraum umgewandelt, das sogenannte Kabinett.
Der Schinkelbau ist heute ein überregional bedeutsames Kulturzentrum mit wechselnden Ausstellungen, Lesungen und Konzerten.


Dr. Kurt Winkler vom Förderverein Schul- und Bethaus Altlangsow e.V. wurde im Rahmen des Workshops „Kunst trifft Kirche – digitales Erzählen stärken“ von Jugendlichen zur Geschichte des Schul- und Bethauses und einige besondere historische Objekte befragt. Die Jugendlichen sammelten verschiedenste O-Töne zu den Kirchen im Netzwerk Europäisches Kulturerbe Oderbruch.
Hören Sie hier Ausschnitte aus dem Gespräch. 

Die Glocken

Es ist keine Glocken des Schul- und Bethauses Altlangsow erhalten.

Die Objekte

vier handgestrichene Firstziegel

Länge 38 cm, Breite 23 cm

Zwei der vier Ziegel sind gemarkt mit der Prägung „Görlsdorf 1830“, die Herstellungsort und Herstellungszeit definieren. Ein Ziegel ist mit einem zarten Blattmotiv verziert. Solche Ornamente finden sich vor allem auf sogenannten Feierabendsteinen, die zum Ende eines Arbeitstages gefertigt wurden.

Die handgestrichenen Firstziegel wurden im Jahr 1830 in der Ziegelei Görlsdorf (heute Gemeinde Vierlinden) hergestellt, 1832 verbaut und bei der Restaurierung von 1986/88 geborgen.

Foto Alex Schirmer

zwei hölzerne Orgelpfeifen

Länge 190,8, Breite 11,2 cm, Tiefe 13,4 cm
Länge 198,8 cm, Breite 11,2 cm, Tiefe 13,8 cm

Die beiden Pfeifen sind die einzigen erhaltenen Reste einer Orgel, die sich ursprünglich im Schul- und Bethaus befand. Sie wurden bei der Restaurierung im Bauschutt auf dem Dachboden gefunden und geborgen. Sie lagerten im Kreisarchiv in Seelow, und wurden vor kurzem nach Altlangsow gegeben.

Foto Alex Schirmer

Ziergiebel über dem Kanzelaltar

Eichenholz, L 400 cm, H 56 cm

Die einzige erhaltene Fotografie des Innenraums, entstanden um 1920, zeigt dieses mit Muschelornament geschmückte Giebelbrett, das den Kanzelaltar nach oben abschloss und unterhalb des Lünettenfensters angebracht war. Ob dieses Brett zur Erstausstattung des Betsaals gehörte, darüber ist nichts bekannt.

Das Giebelbrett wurde von Ekkehart Hähnel gefunden, dem die Initiative zur Sanierung des Schul- und Bethauses Ender der 1980er Jahre zu verdanken ist.

Foto Alex Schirmer

Unterteil einer Taufe,

bauzeitlich um 1830 (?)
gelber, gebrannter Ton, Höhe 62 cm, Plinthe 54 x 54 cm

Von der Taufe des Schul- und Bethauses hat sich nur dieser Untersatz erhalten, der wohl um 1830 gefertigt wurde. Das Oberteil mit Taufschale ist verschollen. Eine Vorstellung vom ursprünglichen Aussehen vermittelt ein vergleichbares Stück aus der Dorfkirche Wansdorf südlich von Velten. Wie die historische Aufnahme des Innenraums belegt, stand die Taufe ursprünglich zentral zwischen Kanzelaltar und der vordersten Kirchenbank.

Foto Alex Schirmer

Bank aus dem Kirchraum

Die hölzernen Kirchenbänke vor dem Schul- und Bethaus stammen aus dem Gestühl des Betsaals. Sie sind original erhalten gebliebenen, wie auf den Fotos aus dem Schul- und Bethaus ersichtlich ist. Ob sie aus der Erbauungszeit 1832 stammen, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, aber ihre Farbgebung ist ein Indiz dafür, denn sie entspricht der der wenigen original erhaltenen Säulenverkleidungen im Innenraum. Heute dienen sie als Sitzgelegenheit während der zahlreichen Ausstellungen und Veranstaltungen in Altlangsow.

Es sind vier solcher Bänke erhalten, teils in sehr schlechtem bis ruinösem Zustand. Ihre am Original orientierte Nachfertigung ist ein Ziel des Fördervereins, für das derzeit jedoch die Mittel fehlen.

Foto Alex Schirmer

Das Rundbogenfenster

Für Helligkeit im Kirchenraum sorgt das große Rundbogenfenster an der Westseite. Es schafft eine besondere Atmosphäre im vom Kunstverein genutzten Ausstellungsraum.

Das farbige Glas hat eine besondere Geschichte, es wurde wohl nach dem Krieg von Mitgliedern der Gemeinde aus Berlin beschafft. Es gibt einen Hinweis vom März 1955, in dem die kirchliche Beschaffungsstelle beim Konsistorium in Berlin Klar- und Buntglas in Aussicht stellt. Angefragt waren für die Kirchenfenster 20 Quadratmeter Glas, zur Hälfte in goldgelb und in hellblau oder hellgrau, die mit Unterstützung der Gemeinde nach Altlangsow transportiert werden könnten.

Es gibt auch eine andere Erzählung zur Glasbeschaffung: Das Glas sei nicht geliefert worden, sondern die Bauern hätten Glas aus der Umgebung gesammelt und in Rucksäcken nach Altlangsow gebracht.

Foto Alex Schirmer

Quellen

Georg Dehio (Bearb. Gerhard Vinken u. a.): Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler – Brandenburg. Deutscher Kunstverlag, München und Berlin 2012,
Archiv des Fördervereins Schul- und Bethaus Altlangsow e.V.
Berliner Landeskirchenarchiv der Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), Bestände im Kreisarchiv in Fürstenwalde

weitere Links

www.wikipedia.org/wiki/Schul-_und_Bethaus_Altlangsow
www.schulundbethaus-altlangsow.de/verein-kontakt/geschichte/
www.altekirchen.de/publikationen/broschuere/2023-2/kulturerbe-oderbruch

Vielen Dank an Dr. Kurt Winkler, Werbig