Missionshaus Malche

Foto Lars Fischer

Die Kirche des Missionshauses Malche

Die Kirche

Das Missionshaus Malche wurde 1898 als Bibelschule im Zuge der christlichen Erweckungsbewegung gegründet. In zweijährigen Bibelkursen wurden hier Frauen für die missionarisch-diakonische Arbeit mit Frauen und Kindern ausgebildet. Die Mission engagierte sich zu Beginn des Jahrhunderts im Armenienhilfswerk, gründete aber auch eine kleine Grundschule für Freienwalder Kinder, z.B. aus dem Alaunwerk. 1939 wurde die Schule von den Nationalsozialisten geschlossen.

Scheune Kirche Malche
Scheune vorn Kirche Malche
Scheune Kirche Malche innen

Einen Kirchenbau gab es zu dieser Zeit nicht. Als Betsaal diente eine um 1910 dafür umgebaute Scheune, die 1939 sogar eine Orgel erhielt. Die sonntäglichen “Scheunenstunden“ erfreuten sich großer Beliebtheit.

Mitte der 1950er Jahre war die Bausubstanz der Scheune so geschädigt, dass sie 1956 abgerissen werden musste. Obwohl ein Kirchneubau in der DDR eigentlich nicht erwünscht war, gab es gegen einen Kirchenbau in der Malche keinen Einwand. Am. September 1956 begann der Neubau, im Oktober 1957 wurde die Kirche eingeweiht. Sie entstand nach Entwürfen des Bad Freienwalder Architekten Bischof. Über dem Eingang ist das Zeichen der Schwesternschaft zu sehen, das zum Christusmonogramm umgedeutete Chi-Rho-Symbol aus den griechischen Buchstaben Chi und Rho. Das Innere der Kirche ist schlicht Weiß gehalten.

In der DDR-Zeit konnte an die eigene Geschichte mit der Ausbildung von Katechetinnen und Gemeindehelferinnen wieder angeschlossen werden und bis 2011 wurden Gemeindepädagogen und Gemeindepädagoginnen ausgebildet. Das Missionshaus spielte eine wichtige Rolle im christlichen Leben der Region. Heute wird die Malche als christliches Gäste- und Tagungshaus betrieben.

Die Glocken

Die beiden historischen Glocken sind wesentlich älter als die Kirche. Sie stammen aus Neustadt/Dosse, die größere trägt die Jahreszahl 1686. Die damalige Oberin, Schwester Kläre Schönrock, informierte bereits 1956, ein Jahr bevor die Kirche des Missionshauses Malche 1957 neu errichtet wurde, im Oktober-Rundbrief die Mitglieder des Malche-Vereins, die Schwestern, Brüder und Freunde: „Die Glocken für den Turm sind auch schon da. Wir konnten zwei alte und kunstvolle Bronzeglocken von der Kirchengemeinde Neustadt/Dosse erwerben. Die dortige Gemeinde hat sich ein größeres Geläut beschafft und darum diese beiden Glocken zum Verkauf zur Verfügung gestellt. Sie sind von der Firma Schilling, Apolda, mit neuen Armaturen versehen worden und sind zum Aufhängen bereit. Auf den Inschriften steht als Jahreszahl 1686. Sie sind gestiftet vom Prinzen Friedrich von Homburg, dem Reitergeneral des Großen Kurfürsten. Die große Glocke meldet, dass sie von ihm für das neue Gotteshaus in Neustadt/Dosse gestiftet worden sind. Beide Glocken nennen als Gießer Martin Heinsius. Die Inschrift der kleinen Glocke mahnt: „Zum frommen Gedächtnis, damit bei jedem Schlag dieses Glöckleins die Herzen der Hörer mit neuem Eifer gegen Gott erglühen.“ So besagt die Übersetzung der lateinischen Inschrift. Wir können uns diesem Wunsch des Stifters nur anschließen und für uns erbitten, daß die Glocken uns unter das Wort führen und uns zu Gott weisen.“

Im April-Rundbrief von 1957 wird schließlich die feierliche Einweihung beschrieben: „Eine besondere Freude war die Ingebrauchnahme unserer Glocken, […] Kurz vor dem Fest hatten die Handwerker den Glockenstuhl in der Glockenstube aufgestellt. Es war uns ganz feierlich zumute, als die Glocken zum ersten Mal geläutet wurden. Sie haben einen sehr schönen Klang. Am Neujahrstage hatten wir in unserem Gottesdienst eine kleine Feier, in der wir die beiden Glocken in Gebrauch nahmen. Dazu war ein Kirchenältester der Gemeinde Neustadt/Dosse, aus der die Glocken stammen, gekommen. Wir hatten zuvor schon in der Silvesternacht das neue Jahr mit den beiden Glocken eingeläutet. Da unser Kirchlein noch im Bau ist, können wir zurzeit noch nicht täglich läuten. Sonnabends um 18 Uhr läuten wir zum Wochenschluss, zuerst mit der kleinen, dann mit der großen Glocke, schließlich mit beiden zusammen. Am Sonntag um ¾ 10 Uhr wird mit der kleinen Glocke zum Gottesdienst vorgeläutet, um 10 Uhr läuten beide Glocken. Bei Todesfällen läuten die Glocken vormittags von 11 bis ½ 12 Uhr dreimal, mit einer Unterbrechung von je 5 Minuten. Zur Beerdigung läuten alle beiden Glocken. Sie haben schon zwei unserer alten Schwestern auf ihrem letzten Wege begleitet.“

Es wird auch heute noch von Hand geläutet und solange genug Personen zur Verfügung stehen, wird die ursprüngliche Läuteordnung weiterverfolgt; nur auf das Läuten zum Mittagsgebet wird aufgrund von Personalmangel inzwischen verzichtet. Die Seile ziehen der Hausmeister oder die Schwestern, früher war der Läutedienst eine beliebte Aufgabe der Studenten, die in der Malche eine Ausbildung für Gemeinpädagogik gemacht haben.

Samstagsgeläut zum Abendgebet, Vollgeläut

Bild und Ton: Anne Göhring / LAND-LAB

Objekte

Taufschale

Ob diese im Durchmesser ca. 40 cm große Taufschale mit der Randprägung EIN HERR EIN GLAUBE EINE TAUFE bereits in der als Betsaal genutzten Scheune zur Ausstattung gehörte, ist nicht bekannt.

Foto Alex Schirmer

Tisch-Altarkreuz

Das ca. 30 cm hohe Tisch-Altarkreuz auf dem Altar ist aus Bronze, Glas, und Emaille. Es wurde 1975 von der Schwesternschaft der Malche zum 75. Jubiläum geschenkt. Es zeigt auf der einen Seite im unteren Teil den unter dem Kreuz zusammenbrechenden Christus und darüber groß den österlich erhöhten Herrn, auf seiner anderen Seite zeigt es das Lamm Gottes. So ist es für den Wechsel im Kirchenjahr gut einzusetzen. Gestaltet wurde das Kreuz 1973 von der Berliner Künstlerin und Schmuckgestalterin Gabriele Cobet (1934-2008).

Foto Alex Schirmer

Altar, Prediger- und Lesepult

Der Altar, die Kanzel und das Lesepult stammen aus den 1920er Jahren und sind aus dunkel gestrichenem Holz gefertigt. Sie sind mit Schnitzereien eines Schweriner Bildhauers versehen. Der Altar ist mit Schöpfungssymbolen verziert, Weizenähren und Weintrauben, die auch für Brot und Wein stehen und auf das Abendmahl hinweisen.

Auf Kanzel sind die Symbole der vier Evangelisten abgebildet: Ein Engel in Menschengestalt steht sinnbildlich für Matthäus, ein Löwe für Markus, der Stier für Lukas und der Adler für Johannes. Über die Brücke ELSA lassen sich die Evangelisten gut merken.

Der früher über dem Altar hängende Krucifixus mit einer eingeschnitzten Jesusfigur des Bildhauers Wilhelm Groß ist heute im großen Tagungsraum im Verwaltungsgebäude der Malche zu sehen. Wilhelm Ernst Julius Groß war Bildhauer, Druckgraphiker und evangelischer Prediger der im Alter von 91 Jahren 1974 in Oranienburg-Eden bei Berlin gestorben ist.

Neueren Datums sind die Paramente, die in den liturgischen Farben gestalteten Altarbehänge. Auf dem Bild ist ein Parament zu Trinitatis zu sehen. Die Advents- und Passionszeit zum Beispiel ist violett, die Weihnachts- und Osterzeit ist weiß, Pfingsten, das Geburtstagsfest der Kirche, ist rot und das Erntedankfest am Ende von der Trinitatiszeit ist grün. Entworfen und als Applikation gestaltet wurden die Paramente von Schwester Heidrun Scholz aus Weimar.

Foto Alex Schirmer

Orgel

Die Orgel wurde von der Firma Eule aus Bautzen 1961, vier Jahre nach der Einweihung in den neuen Kirchenbau eingebaut. Sie hat 2 Manuale, die von den Händen gespielte Klaviatur, und 14 Register, Pfeifenreihen von einheitlicher Bauart und Klangcharakteristik. Sie ist die Nummer 311 im Opusverzeichnis der 1872 gegründeten Orgelwerkstatt Hermann Eule.

Leider wird die Orgel nur noch von Gästen gespielt, da zurzeit keine der Schwestern in der Malche Organistin ist.

Die Orgel aus dem alten Betsaal wurde für den Neubau nicht weiterverwendet.

Foto Alex Schirmer

Bleiverglastes Fenster

Die in Rot-, Grün und Blautönen gehaltene Bleiverglasung im Aufgang zu Empore und Glockenturm zeigt ein über Wasser treibendes Boot mit einem Kreuz als Mast in der Mitte. Wer das Fenster gestaltet hat, ist leider nicht bekannt. Das Fenster ist ca. 120 cm hoch und 80 cm breit.

Foto Alex Schirmer

Siebenarmiger Leuchter

Der auf einer Baumwurzel positionierte, aus Stahl gefertigte siebenarmige Leuchter steht im Altarraum als Verweis darauf, dass der Glaube an Jesus Christus im Judentum seine Wurzel hat.  

Foto Alex Schirmer

Quellen

Archiv und Bibliothek des Missionshauses Malche

Vielen Dank Schwester Brunhilde Börner, Malche