Die Letschiner Heimatstuben, unser Museum für Heimatkunde der Gemeinde Letschin, existiert in Ansätzen schon länger, als das 20-jährige Jubiläum 2014 erwarten lässt. Bereits im Jahr 1976 eröffnete die Ortsgruppe des Kulturbundes „Natur- und Heimatfreunde Letschin“ die erste Ausstellung in der leerstehenden Schule in der Karl-Marx-Straße. Den Grundstock bildeten Gegenstände aus der Vergangenheit, die der Lehrer Ernst Tietze aus Quappendorf gemeinsam mit seinen Schülern gesammelt hatte. Hinzu kamen Leihgaben aus dem Museum in Bad Freienwalde. Vieles steuerte auch der in der Region sehr bekannte Bauer und Naturschützer Alfred Böhme aus Letschin bei, der sich lebenslang für den Erhalt von Natur- und Kulturschätzen einsetzte.
Besonders erwähnenswert ist, dass von Anfang an die beteiligten Schüler ihre Heimatstube liebten und sich sehr dafür engagierten. Sie waren stolz darauf, den Besuchern die Sammlungen zeigen zu können und sie arbeiteten gern als Aufsichtspersonen mit.
Anfang 1982 wurde der Direktor des Bad Freienwalder Museums, Herr Dr. Schmook, um Mithilfe gebeten. Mit seiner Unterstützung konnten die Objekte inventarisiert und nach verschiedenen Untergruppen, wie Gewerbe, Haushalt und Landwirtschaft gegliedert werden.
Mit der Wende 1989 begann eine neue Zeit für die Letschiner Heimatstuben. Die Gemeinde stellte für die Sammlungen ein geräumiges, im Jahr 1838 erbautes Fachwerkhaus in einer kleinen Gasse namens Birkenweg zur Verfügung. Bald wurde das Museum „Haus Birkenweg“ genannt.
Es fanden sich drei überaus engagierte Frauen: Lore Kühn, Sigrid Strenge und Marga van Tankeren, die erst als ABM-Kräfte begannen und später in Festanstellung im Museum gearbeitet haben. Sie entwickelten ein Konzept für die zukünftige Ausstellung, warben Fördergelder ein und schrieben die Letschiner Chronik, die inzwischen auf fünf Bände angewachsen ist.
Frau Strenge und Frau van Tankeren haben sich intensiv mit der Ortschronik von Letschin beschäftigt. Die Arbeit wurde dadurch erleichtert, dass in Letschin der historisch interessierte Zeitungsverleger Willy Puchta sowohl die Oderbruchzeitung mit einer sehr interessanten Heimatbeilage zwischen 1920 und 1945 und ebenfalls ein Buch mit dem Titel „Letschin, Geschichte des Ortes in Einzeldarstellungen“ 1934 herausgegeben hatte.
Am 15. Februar 1994 konnten die Letschiner Heimatstuben im neuen Domizil eingeweiht werden. 1999 brannte das Haus durch einen technischen Defekt ab, der Löwenanteil des Inventars konnte jedoch glücklicher Weise gerettet werden.
Die Ausstellung im Haus bezieht sich auf das Oderbuch und seine Geschichte und fokussiert auf das Letschiner Leben, Landwirtschaft, Handwerk und die Zeitung für das Oderbruch, die in Letschin verlegt und gedruckt wurde.
Ein Raum ist dem märkischen Dichter Theodor Fontane gewidmet, dessen Eltern von 1838 bis 1850 in Letschin gelebt haben und der selbst eine nicht ganz unproblematische Beziehung zu Letschin hatte, aber Ort und Leute in seiner Literatur verarbeitet hat.
„Haus Birkenweg“ ist auch ein Ort der Begegnung. In den Veranstaltungsräumen im oberen Stockwerk finden viele wechselnde Ausstellungen statt, dazu Vorträge und Lesungen, die sich den unterschiedlichsten Themen widmen.
Neuer Museumsleiter ist seit etwa zwei Jahren Detlef Mallwitz. Ihm zur Seite steht Gabriele Axmann, die schon viele Jahre im Hause aktiv ist. Die Forschungsaktivität richtet sich nunmehr auf die Gesamtgemeinde Letschin, die vor 11 Jahren gebildet worden ist. Interessanter Weise liegt sie auf dem Territorium des ehemaligen Kreises Lebus, wie auch der ehemaligen Kreise Oberbarnim und Königsberg/Neumark, dem heutigen Polen.
Dafür arbeiten wir an einer Datenbank, die die vielfältigen Bilder, Karten, Dokumente und Texte zu dieser vielgestaltigen Landschaft sammelt, um sie später ebenfalls veröffentlichen zu können. Auch hier hat Willy Puchta, aber auch Leute wie G. A. Wirth viel Material gesammelt, das in der oben erwähnten Zeitungsbeilage, aber auch in den jeweiligen Kreiskalendern publiziert wurde. Themen wie Fischerei aus früheren Zeiten vor und nach der Trockenlegung und Landwirtschaft vor und nach der Separation, über die Erzeugungsschlacht im Dritten Reich, die Entstehung der großräumigen Landwirtschaft in der DDR und weiterer Industrialisierungsschritte bis heute sind ebenfalls von besonderem Interesse.
Nicht zuletzt ist das Haus Birkenweg die Heimat von verschiedenen Vereinen, Organisationen und Gruppen. Es ist ein sehr lebendiges Haus mit einer starken Ausstrahlung, und es prägt zusammen mit dem Kino „Lichtblick“ das kulturelle Leben des Ortes und der Gemeinde Letschin.
Von Sonnhild Siegel und Detlef Mallwitz
Anschrift:
Letschiner Heimatstuben
„Haus Birkenweg“
Letschiner Birkenweg 1
15324 Letschin
Telefon: 0 33 475 – 50 797
Fax: 0 33 475 – 57 894
E-Mail: letschiner-heimatstuben@t-online.de
Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Freitag 11-17 Uhr
Samstag und Sonntag 14-17 Uhr
Feiertags (Mi-Fr) 14-17 Uhr
oder nach Vereinbarung